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23.10.2023

Brauchtümer können auch gut schmecken

Striezel backen, zum Friedhof spazieren und in die Kirche pilgern: Am 1. November gibt es viele Traditionen, die den Leuten heilig sind. Nicht überall in Österreich begeht man Allerheiligen gleich.

Flechten für die Toten

Das wohl köstlichste Allerheiligen-Brauchtum ist der Allerheiligenstriezel. Die geflochtenen und mit Hagelzucker bestreuten Germzöpfe sind in Österreich vor allem im Osten Tradition. Weit verbreitet ist der Brauch, den Striezel Paten- und Firmkindern zu schenken. Im Burgenland spielte der Allerheiligenstriezel aber auch einmal eine Rolle als Liebesgabe: Die Burschen kauften ihn am Vorabend von Allerheiligen in den Geschäften, um ihn als „Verehrerstriezel“ ihren Angebeteten zu bringen.

Die schöne Form des Striezels ist übrigens kein Zufall: Der Brauch hat seine Wurzeln in antiken Trauerkulten, als man sich die geflochtenen Haare abschnitt, um seine Trauer auszudrücken.

Allerheiligen und der Häschentag

Allerheiligen hatte ursprünglich einen starken Bezug zu Ostern. Das Fest ist vom Glauben geprägt, dass viele Menschen nach ihrem Tod ihr Lebensziel bei Gott erreicht haben und daher auch Heilige genannt werden können. Die Kirche gedenkt daher an diesem Tag der vielen unbekannten Heiligen, die in keinem Kalender stehen.

Die Wurzeln des Festes finden sich im Orient, wo man schon im vierten Jahrhundert ein Gedenken an alle Märtyrer beging. Das Datum war in den verschiedenen Teilkirchen unterschiedlich. So sind der Freitag nach Ostern, der 13. Mai und der Sonntag nach Pfingsten als Gedächtnistage überliefert.

Der 1. November wurde im neunten Jahrhundert durch Ludwig den Frommen in Frankreich eingeführt und wird seither in der ganzen Kirche gefeiert. Am Tag nach Allerheiligen, am 2. November, begeht die römisch-katholische Kirche den Allerseelentag, an dem den „Armen Seelen im Fegefeuer“ gedacht wird. Da Allerheiligen immer ein freier Tag ist, wird die Gräbersegnung oft bereits am Nachmittag des 1. November vorgenommen.

Süßes oder Saures?

Kinder, die um Süßigkeiten vor fremden Haustüren betteln – dass das wirklich etwas mit Totengedenken zu tun haben kann, scheint weit hergeholt. Ist es im Grunde genommen auch, nämlich aus den USA. Das beliebte Fest „Halloween“ leitet sich von dem liturgischen Vorabend von Allerheiligen ab. In der heutigen Zeit hat diese Tradition jedoch eine stark kommerzialisierte und säkularisierte Gestalt angenommen.

-E.AYAZ

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