Nun steht er wieder am Dorfplatz – der Maibaum. Bunt geschmückt und mit vielen Traditionen und Feierlichkeiten verbunden, repräsentiert der Maibaum im Mai den Mittelpunkt des Gemeindegeschehens. Als weit sichtbares Merkmal prägt er auch das Ortsbild mit. Doch welche Gemeinde hat den längsten Maibaum?
Rekordmaibaum im Guinnessbuch der Rekorde
Der bis dato höchste Maibaum wurde angeblich im Jahr 1974 in der Gemeinde Mariastein in Tirol dokumentiert: Stolze 78 Meter hoch soll der Baum gewesen sein, der es damit ins Guinnessbuch der Rekorde schaffte. Anderen Quelle zufolge stand der höchste Maibaum der Welt in Deutschland – der Baum, der 2018 den Dorfplatz der Gemeinde Lautenbach an der Nordsee zierte, war 61 Meter hoch, wog 15 Tonnen und hatte einen Umfang von 3,80 Meter.
Zuvor ging der Titel größter Maibaum der Welt an die Stadt Eicherloh im Landkreis Erding in Deutschland. Der Rekord wurde 2010 aufgestellt und der Baum maß stolze 57,08 Meter. Kurios: Im selben Jahr stand in St. Margarethen im Knittelfeld mit 60,7 Metern ein noch längerer Maibaum – ob der wohl beim Weltrekord übersehen wurde?
Symbol der „Gemeindeautonomie“
Der Maibaum repräsentiert das neu erwachte Leben und die Fruchtbarkeit im Frühling. Der ursprünglich heidnische Brauch bekam, wie so viele andere Traditionen, mit dem Christentum eine neue Bedeutung: Als „Pfingstbaum“ oder „Marienbaum“ wurde er ab dem 13. Jahrhundert mit biblischen Symbolen besetzt.
Darüber hinaus erfüllt der Maibaum auch für die jeweilige Gemeinde eine wichtige Funktion: Ab dem 19. Jahrhundert kam er als Ortsmaibaum für die selbstständigen Gemeinden auf, auch als Zeichen ihres Selbstbewusstseins. Nicht ohne Grund vergleichen sich die Dörfer anhand ihrer Maibäume bzw. versuchen, jeweils den Baum des Nachbarortes zu stehlen.
Maibaumstehlen und Maibaumkraxeln
Traditionell wird der Maibaum am 1. Mai am Dorfplatz feierlich aufgestellt. Ein ungeschriebenes Gesetz schreibt vor, dass das Aufstellen allein mit Muskelkraft und mit Hilfe von Stangen zu geschehen hat. Mit dem Maibaum-Aufstellen ist üblicherweise ein Dorffest verbunden, bei dem es zahlreiche regional und lokal spezifische Traditionen und Brauchtümer gibt, wie etwa das Maibaumkraxeln (den Maibaum hinauf klettern), der Bandltanz (wobei der Baum mit bunten Bändern umflochten wird) oder das bereits erwähnte gegenseitige Stehlen des Maibaums. Deshalb wird dieser in der Nacht vor dem Aufstellen häufig von jungen Männern bewacht.
Regional ist das Brauchtum verschieden: In einigen Gegenden muss der Wächter bei der Annäherung von Fremden eine Hand am ungefällten Baum haben. Schaffen es die Diebe drei Spatenstiche am Baum zu setzen, gilt dieser als gestohlen. Anderswo muss der zukünftige Maibaum bereits gefällt sein, um ihn stehlen zu können. Die Auslösung gestohlener Bäume erfolgt in der Regel mittels Naturalien (beispielsweise Bier). Sofern die Rückgabeverhandlungen erfolgreich waren, wird der Baum meistens in einer feierlichen Prozession von den Dieben zum Eigentümer zurückgebracht. Wenn der Maibaum nicht ausgelöst wird, stellen ihn die Diebe oftmals als Trophäe in ihrem Ort auf.
Maibaum wird von Löwen bewacht
Skurril war der wohl bestbewachte Maibaum Österreichs, der 2015 im Löwengehege des Tierparks Stadt Haag (NÖ) stand. Der Zoo-Direktor hatte im Zuge eines Streichs mit Helfern den Baum von einem benachbarten Betrieb in St. Valentin gestohlen. Bis 21. Mai stand der Baum in jenem Gehege unter Bewachung der Löwen, dann wurde er gemäß dem Brauchtum zurückgegeben.
Geste der Zuneigung
Die Tradition der Liebesmaien ist ebenfalls in etlichen Regionen sehr beliebt. Hierbei ist es Brauch, dass die jungen, unverheirateten Männer eines Dorfes vor den Häusern bzw. Fenstern aller unverheirateten Frauen kleine Bäume, sogenannte Maien aufstellen.
Ein spätmittelalterlicher Brauch ist das Tanzen um den Maibaum, der ein Zeichen der Tanzfreiheit darstellt. An Karfreitag war Tanzen vor allem aus religiösen Gründen verpönt und verboten. Als dann endlich wieder getanzt werden durfte, wurde das mit dem geschmückten Baum öffentlich zelebriert. Dem nicht unähnlich ist die sogenannte Walpurgisnacht, die Nacht zum 1. Mai, in der dem Volksglauben nach Hexen um ein Feuer tanzen. Germanische Bräuche wiederum betonen die Vertreibung von Winter-Dämonen in dieser Nacht.
Maibaum steht nicht nur im Mai
Je nach Tradition bleibt der Maibaum bis Ende Mai oder sogar bis in den Herbst stehen. Anschließend wird der Stamm entweder gelagert oder im Rahmen eines Festes umgehauen. Vielerorts wird der Baum auch versteigert oder verlost.
-REDAKTION
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