ZVG

Niederösterreich

Soziales

25.03.2020

Gemeinden meistern Jugendarbeit

Jugendarbeit ist immer so eine Sache – es ist natürlich wichtig, die Jugendlichen aktiv in die Gemeinde einzubinden. Aber wie geht man an das Ganze heran, damit es ein Erfolg wird? Anhand von zwei Praxisbeispielen zeigen eine sehr kleine und eine größere Gemeinde, wo man mit den jeweils verfügbaren Mitteln ansetzen kann.

Reingers ist eine Gemeinde im obersten Waldviertel im Bezirk Gmünd, direkt an der tschechischen Grenze. Mit nur 620 Einwohnern zählt sie zu den kleineren Gemeinden Österreichs. Das hält sie aber nicht davon ab, vorbildliche Jugendarbeit zu betreiben.

Persönliche Ansprache ist wichtig

Man könnte meinen, dass in einer so kleinen Gemeinde wie Reingers kaum die Mittel für Jugendprojekte zur Verfügung stehen. Doch gerade die Kleinheit des Ortes ist ein entscheidender Vorteil. „Zunächst ging es einfach einmal darum, den Kontakt herzustellen und da muss man ganz offensiv auf die jungen Menschen zugehen“, erzählt Bürgermeister Andreas Kozar. Das haben die beiden Reingerser Jugendgemeinderäte auch gemacht: Sie besuchten die Jugendlichen alle persönlich und überreichten ihnen dabei eine schriftliche Einladung zu einem Informationsabend. „Das zeigt auch Wertschätzung den Jugendlichen gegenüber, was bei der Jugendarbeit besonders wichtig ist“, ist sich Kozar sicher.

Mehrere Jahrgänge zusammenfassen

Im nächsten Schritt veranstaltete die Gemeinde mithilfe der professionellen Unterstützung durch das Jugendcoaching der Jugend:info NÖ eine Informations- und Diskussionsrunde für die Jugendlichen. Anwesend war zunächst nur die Jugend selbst. Bürgermeister Kozar und Vizebürgermeisterin Stefanie Lendl stießen erst später dazu, um die jungen Gemeindebürger nicht durch ihr Beisein zu verunsichern.

Im Rahmen dieses Informationsabends konnten die Jugendlichen ihre Ideen für die Gemeinde frei äußern und schon bald kristallisierte sich der Wunsch nach einem eigenen Jugendtreff heraus. Bei der Ideenfindung war besonders spannend zu sehen, dass die unterschiedlichen Altersgruppen einander gegenseitig bereicherten. „Wir haben gezielt fünf Jahrgänge zusammengefasst, die alle sehr unterschiedliche Interessen haben“, meint Kozar. Trotzdem konnte man schnell auf ein gemeinsames Vorhaben fokussieren.

Jugendliche bauen Jugendtreff selbst

Gesagt, getan. In einer ehemaligen Kegelbahn fand man den Ort für den zukünftigen Jugendtreff. Dass am Gebäude innen sowie außen noch einiges gewerkelt werden muss, hält die Reingerser Jugend nicht von ihrer Vision ab. Wer aber glaubt, die Gemeinde würde den gesamten Umbau selbst organisieren, der liegt falsch: Nein, in Reingers legen die Jugendlichen selbst Hand an. „Wir machen das nicht, um sie auszubeuten“, versichert Kozar. „Die aktive Mitarbeit bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, sich einzubringen und selber mitzugestalten.“

Der Bürgermeister erhofft sich, dadurch die Heranwachsenden emotional an ihre Heimatgemeinde zu binden. „Ich wünsche mir, dass die jungen Menschen, falls sie eines Tages die Gemeinde verlassen, dies zumindest nicht leichtfertig tun.“ Kozar bezeichnet die Jugendarbeit auf kommunaler Ebene als essenziell, egal wie groß (oder klein) eine Gemeinde ist. Dabei sollen auch die von den jungen Bürgern geäußerten Kritikpunkte berücksichtigt werden.

Einfach probieren

Wie erfolgreich die Bestrebungen in Reingers waren und sind, zeigt das rege Engagement der Jugend: Die 20 Jugendlichen haben mittlerweile ihre Projekte selber in die Hand genommen und organisieren selbstständig einen Benefiz-Punschstand in der Vorweihnachtszeit und Cocktailabende im Sommer.

Anderen Gemeinden, die ebenfalls mit ihrer Jugendarbeit vorankommen möchten, empfiehlt Bürgermeister Kozar, es einfach zu probieren. „Es kann nix passieren“, ist er sich sicher. Eine große Hilfe seien dabei die Jugendgemeinderäte, die ein Bindeglied zwischen den Jugendlichen und Gemeinden darstellen.

Per Jugendumfrage zum Ziel

Die Stadtgemeinde Langenlois im Bezirk Krems hat in Sachen Jugendarbeit bei einer Einwohnerzahl von 7.587 mit anderen Größenverhältnissen zu tun. Dementsprechend unterscheidet sich auch die Herangehensweise. Um herauszufinden, was sich die Jugend wünscht, wurde zunächst ein Fragebogen ausgeschickt. Für die Verteilung dessen erwiesen sich Schulen und Vereine als hilfsbereite Partner.

Bei der Auswertung des Fragebogens fiel sofort auf, dass die Angebote, die die Gemeinde bereits zu diesem Zeitpunkt anbot, den jungen Bürgern größtenteils unbekannt waren. Das Ziel war also klar: Um die Jugendlichen über das bestehende Angebot zu informieren, wurde eine Jugendbroschüre erstellt. Diese wurde den 784 jungen Gemeindebürgern persönlich per Post zugesandt und enthält alle notwendigen Informationen zu Bildungs-, Freizeit-, und Beratungsangeboten.

Wertschätzung zeigen

Im Rahmen eines Jugendforums präsentierte die Gemeinde die Broschüre und lud die Jugendlichen dazu ein, ihre Ideen und Visionen für die Gemeinde in einer Box zu sammeln. Das Miteinbeziehen der jungen Bürger zeige Wertschätzung, erklärt Stadträtin Birgit Meinhard, die das Projekt Jugendarbeit in Langenlois initiiert hat. „Man muss den Jugendlichen sagen, dass sie uns wichtig sind.“

Auch in Langenlois wird das Thema Jugendtreff in Angriff genommen. Obwohl sie erst am Anfang des Prozesses stehen, sollen die Jugendlichen von Beginn an aktiv miteinbezogen werden. Für die Zukunft sind weitere Treffen des Jugendforums geplant. Ein weiterer Wunsch der Jugend, der aus dem Fragebogen hervorging, wird im Juli 2020 umgesetzt: Im Garten der Jugend bei der Gartenbauschule Langenlois findet ein Jugendevent mit prominenten Gästen statt.

Angebot für Gemeinden nutzen

Ebenso wie Reingers hat auch Langenlois mit dem Jugendcoaching, einem Angebot der Jugend:info NÖ, die Unterstützung des Landes genutzt. Besonders für Gemeinden, für die die Jugendarbeit komplettes Neuland ist, werden auf Landes- und Bundesebene Hilfestellungen geboten. Eines ist nämlich sicher: Jugendarbeit auf Gemeindeebene zahlt sich aus.

-E. SCHUBERT

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