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Coronavirus

Infrastruktur

Oberösterreich

22.04.2020

Grieskirchen: Vom Krisentelefon bis zum Bauernmarkt

Die Stadtgemeinde Grieskirchen packt an in der Krise: Jugendorganisationen, Kindergärtner und Marktbetreiber halten zusammen, um die Versorgung sicher zu stellen und niemanden im Stich zu lassen.

Ein derzeit heiß diskutiertes Thema in den österreichischen Gemeinden sind die heimischen Bauernmärkte: Zusperren oder Offenhalten? Abwägungen zwischen der Versorgung mit frischen Lebensmitteln und der Sicherstellung der Social Distancing-Maßnahmen stehen hier im Vordergrund. In der Stadtgemeinde Grieskirchen in Oberösterreich entschied man sich zur weiteren Abhaltung der Märkte – mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen.

Bauern sind wichtige Nahversorger

„Dass der Bauernmarkt offen bleibt war eine kurze Entscheidung“, erzählt die Grieskirchner Bürgermeisterin Maria Pachner. Das liegt vor allem daran, dass der Markt auf Sparkassen-Grund, und nicht auf Gemeindegrund steht, und die Bezirkshauptmannschaft das O.K. gegeben hat. Nach Abstimmung mit dem Marktbetreiber entfremdete die Stadtgemeinde Wachdienste der Kurzparkzonen fremd und stellte sie dem Bauernmarkt als Sicherheitsdienst zur Verfügung. Diese sorgen nun dafür, dass auch wirklich genügend Abstand gehalten wird. „Der Betreiber bestätigt, dass das bisher sehr gut funktioniert hat“, freut sich Pachner. „Die Vertreter am Bauernmarkt sind ja regionale Nahversorger, den Markt zu schließen würde schon eine große Lücke reißen“, so die Bürgermeisterin.

Wie geht’s nach Ostern weiter?

Dass in Grieskirchen der Zusammenhalt gut funktioniert, beweist auch die Schnelligkeit, mit welcher sich die örtlichen Jugendgruppen parteiübergreifend zusammengefunden haben, um Einkaufs- und Lieferdienste für Risikogruppen anzubieten. Um die freiwilligen Mitarbeiter beim Essen auf Rädern zu entlasten, haben sich auch rasch zahlreiche Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen bereit erklärt, bei der Auslieferung behilflich zu sein. „Man merkt, dass sich die Leute gegenseitig unterstützen, den Zusammenhalt spüre ich. Aber man merkt auch, dass, je länger dieser Zustand dauert, auch die Unsicherheit steigt, und die Geduld der Menschen enden wollend ist. Alles bangt: Wie geht’s nach Ostern weiter?“, berichtet Bürgermeisterin Pachner.

Krisentelefon nimmt Ängste

Um die Angst und Unsicherheit etwas zu nehmen, wurde im Rathaus Grieskirchen ein Krisentelefon eingerichtet. Betreut wird es von den freigesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kindergärten. „Die bringen die nötige Sensibilität mit“, erklärt Pachner. „Wir haben eine Liste von den rund 600 Menschen über 75 Jahren, die in Grieskirchen wohnen, und rufen diese über das Krisentelefon alle an, um zu fragen, ob sie etwas brauchen, wo man helfen kann. Das löst ein gutes Echo aus“, so die Bürgermeisterin.

Große Sorgen um Existenzgrundlage

Als Ortschef ist man klar auch immer Anlaufstelle für die Sorgen der Menschen. „Neben der Angst zu erkranken, ist die wirtschaftliche Situation mit dem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit die größte Sorgenquelle. Außerdem verstehen die Leute nicht, warum große Supermarktketten neben Lebensmitteln auch viele weitere Produkte verkaufen dürfen, während etwa kleine Blumenhändler ihre Pflanzen verkommen lassen müssen“, berichtet Pachner. Neben der Ungewissheit und dem schwierigen Spagat zwischen Gesundheit und Wirtschaft, der gerade zu meistern ist, will die Bürgermeisterin aber auch anbringen: „Ich finde das Krisenmanagement unserer Bundesregierung ganz großartig, denn vordergründig muss natürlich das Thema Gesundheit sein.“

– E. AYAZ

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