Anton Wieser

Best-practice

Infrastruktur

Kärnten

Soziales

09.06.2020

Gemeinde rettet Badesee

Während viele Betreiber von Frei- und Seebädern der kommenden Badesaison wegen der Corona-Beschränkungen mit Sorge entgegensehen, geht die Gemeinde Frauenstein in Kärnten neue Wege: Aus einer Notlage heraus hat die 3.500-Einwohner-Kommune im Bezirk Sankt Veit an der Glan den anliegenden Badesee „gerettet“ – ansonsten wäre das Seebad nämlich zugesperrt worden.

Bad vor Schließung bewahrt

Bürgermeister Harald Jannach ist überzeugt: Für die Bürgerinnen und Bürger von Frauenstein hat das Seebad einen großen Wert. (Bild: ZVG)

Die Besitzer des Betriebs rund um den Kraiger See konnten ihn aus zeitlichen Gründen nicht mehr weiterführen und suchten daher einen Pächter für die gesamte Anlage: Diese umfasst das Strandbad am kleinen Kraiger See, die anliegenden Parkplätze und das See-Bistro. Die Gemeinde Frauenstein handelte daraufhin rasch und pachtete das Seebad auf zehn Jahre. „Die Alternative wäre gewesen, dass der See zugesperrt wird“, erklärt Bürgermeister Harald Jannach.

Um den See für die Bevölkerung zu erhalten, habe man diese Entscheidung getroffen. „Natürlich war es sehr kurzfristig“, gibt der Bürgermeister zu. Doch gerade angesichts des nahenden Corona-Sommers, war die rasche Sicherung des Badesees notwendig gewesen: „Aufgrund der Reisebeschränkungen werden mehr Leute daheim bleiben, und für die wollen wir eine günstige Möglichkeit zum Baden schaffen.“

Wert für Bevölkerung wichtiger als Wirtschaftlichkeit

Die Entscheidung, das Seebad zu pachten, war keinesweg überstürzt gefallen: Zuvor habe man die Frage innerhalb der Gemeinde gut abgewägt und sich auch mit anderen Kommunen beraten. Der einstimmige Tenor der Kollegen war sehr kritisch, man habe klar davon abgeraten. Auch die Berechnungen des Bürgermeisters zeigen: Das Bad ist nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Und doch entschied man in Frauenstein entgegen aller Einwände: „Wir wissen sehr wohl, dass wir den Abgang, der durch den Seebetrieb entsteht, nicht durch Eintrittserlöse reinkriegen können.“ Aber im Vergleich mit dem Wert für die Bevölkerung sei dieser Abgang verschmerzbar, ist Jannach überzeugt. Der Kraiger See liegt nur wenige Minuten vom Ortszentrum entfernt und bietet den Bewohnern Abkühlung an heißen Sommertagen, ohne dafür weit fahren zu müssen. „Für uns war es einfach keine Option, dass das Standbad zugesperrt wird“, so der Bürgermeister.

Sanierung: Charme der 70er bleibt erhalten

Der Kraiger See ist weitgehend unverbaut und naturbelassen. Obwohl das Bild den Badesee im Jahr 2000 zeigt, soll er sich auch weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. ©Anton Wieser

Seit März 2020 war auf die Wiederöffnung des Strandbads hingearbeitet worden, und das mit Erfolg. Dankbar ist der Ortschef an die zuständige Verwaltungsbehörde, die sich sehr kooperativ zeigte und die erforderlichen Bewilligungen in Windeseile abwickeln konnte. Auch die notwendigsten Sanierarbeiten sind bereits abgeschlossen, weitere Sanierungen sollen in den nächsten Jahren folgen. Den „Charme der 70er-Jahre“ wird die Anlage jedoch behalten. „Sauber muss es sein, das ist das Wichtigste“, so Jannach. Auch der Betrieb des See-Bistros ist mittlerweile sichergestellt: Eine Familie bewirtschaftet gemeinschaftlich das kleine Buffet am Seeufer.

Anderen Gemeinden, die in einer ähnlichen Lage stecken, rät der Bürgermeister: bloß keine allzulangen Pachtverträge abschließen – in Frauenstein habe man mit zehn Jahren eine überschau

Besonders im anstehenden Corona-Sommer bietet der Badesee den Frauensteinern, aber auch den Bewohnern umliegender Gemeinden eine angenehme Abkühlung, ohne dafür weit fahren zu müssen. Die Eintrittspreise sind familienfreundlich gestaltet und die Sanitäranlagen wurden von der Gemeinde saniert. Dem Sprung ins kühle Nass steht nichts mehr im Weg. ©Anton Wieser

bare Zeitspanne gewählt. Besonders wichtig sei ein gutes Verhältnis mit den Besitzern und der parteienübergreifende Konsens in der Gemeinde. „In unserem Fall war es eine sehr einfache Diskussion, weil alle zugestimmt haben“, erzählt Jannach. Allem voran müsse man den Nutzen für die Bevölkerung abschätzen können. „Wenn es in der Nachbargemeinde schon einen Badesee gibt, muss man sich das zweimal überlegen.“

Überwältigender Zuspruch aus der Bevölkerung

Dem Badespaß am Kraiger See steht nun nichts mehr im Weg – bei den Corona-Vorschriften appelliert man an die Eigenverantwortung der Besucher des Strandbads. Dass die Pacht des Badesees die richtige Entscheidung war, zeigen für Bürgermeister Jannach die Reaktionen aus der Bevölkerung: „Wir haben noch nie so viel positive Zustimmung erhalten wie jetzt.“ Zum Saisonstart am 30. Mai 2020 organisierte die Gemeinde eine Eröffnungsfeier, zu diesem Zeitpunkt waren bereits zahlreiche Jahreskarten verkauft worden.

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