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Infrastruktur

30.06.2021

Jede dritte Batterie landet im Restmüll: Infokampagne soll Sammelquote erhöhen

Jährlich landen in Österreich über 800 Tonnen Gerätealtbatterien und Akkus im Restmüll. Das muss sich ändern, wenn wir die vorgegebene EU-Sammelquote von 5 Prozent erreichen wollen: Gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium, und der Wirtschaft starten die Gemeinden die Kampagne „Her mit Leer“ zur Erhöhung der Sammelquote.

Falsche Entsorgung nicht nur umweltschädlich, sondern auch gefährlich

Gerätealtbatterien und Akkus enthalten viele wertvolle Rohstoffe, die bei fachgerechtem Recycling wieder verwendet werden können. Falsches Entsorgen führt zu Umweltverschmutzung und zur Verschwendung von kostbaren Ressourcen. Gleichzeitig führt die falsche Lagerung bzw. Entsorgung von Lithium-Akkus zu Brandgefahr – sowohl für Zuhause als auch für die Abfallwirtschaft.

„In Batterien sind wertvolle Rohstoffe verarbeitet. Darum ist das Recycling von Batterien besonders wichtig. So sparen wir Ressourcen und schützen die Natur vor gefährlichen Inhaltsstoffen. Es ist gut, dass wir in Österreich die EU-Ziele 2020 erreicht haben. Aber aktuell wird trotzdem nicht einmal jede zweite Batterie fachgerecht entsorgt. Hier wollen wir noch deutlich besser werden“, sagt Kimaschutzministerin Leonore Gewessler zum Auftakt der Kampagne.

Wissen über richtiges Entsorgen und Gefahrenquellen steigt

Eine aktuelle market-Umfrage der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle von Februar 2021 hat gezeigt, dass die ÖsterreicherInnen bereits jetzt viel über die richtige Entsorgung von Batterien wissen. Für die Hälfte der Bevölkerung hat das Thema eine sehr hohe Relevanz. Spontan wissen die ÖsterreicherInnen recht gut über die richtigen Entsorgungsmöglichkeiten von Altbatterien Bescheid.

Auch das Wissen über Lithium-Ionen-Batterien und Akkus in Smartphones, Tablets und Laptops sowie die damit verbundenen Gefahren, wie Überhitzung und Brandgefahr, ist seit 2016 durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit deutlich gewachsen (von 48 Prozent 2016 auf 60 Prozent im Jahr 2021). Handlungsbedarf gibt es vor allem bei der Bevölkerung in den Städten und bei Jüngeren. „Jugendliche zählen nicht zuletzt durch den pandemiebedingten Digitalisierungsschub und deren generelles Kommunikationsverhalten zu den ‚Heavy Usern‘ und sind daher eine wichtige Zielgruppe für unsere Informationsarbeit“, betont Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle. 

Trotzdem: Jede 3. Batterie landet im Restmüll

Auch wenn die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung gut informiert ist und das Problembewusstsein steigt, spiegelt sich dieses Wissen nicht im Verhalten wider. Noch immer werden viel zu viele Altbatterien nicht fachgerecht entsorgt oder in Schubladen verstaut. Die Restmüllanalyse aus 2018 hat ergeben, dass rund 870 Tonnen Altbatterien pro Jahr im Restmüll landeten.

EU-Sammelquote von 45 Prozent bleibt herausfordernde Zielsetzung

Im vergangenen Jahr konnte die von der EU vorgegebene Sammelquote von 45 Prozent bei Gerätealtbatterien mit 48 Prozent erreicht werden. Im Jahr 2019 wurde das Ziel mit 45 Prozent nur knapp erreicht. Eine Intensivierung der Bewusstseinsarbeit ist daher nötig, um die Sammelquote in Zukunft noch deutlicher zu übertreffen.

Schulterschluss von Ministerium, Wirtschaft und Kommunen

Genau hier soll die von der EAK initiierte Informationskampagne „Her mit Leer“ ansetzen. Ziel ist es, den Wissensstand der Gesamtbevölkerung zur fachgerechten Entsorgung von Batterien und Akkus nachhaltig zu steigern und durch die intensive Aufklärungsarbeit eine spürbare Verhaltensänderung bei den KonsumentInnen zu erreichen.

Neben dem Bundesministerium für Klimaschutz, dem Österreichischen Gemeindebund, dem Österreichischen Städtebund, der Wirtschaftskammer Österreich, der ARGE österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH, der European Recycling Plattform, der UFH Elektroaltgeräte Systembetreiber GmbH, der Elektro Recycling Austria GmbH, Interseroh Austria GmbH und Varta konnten auch die REWE Gruppe, Hofer, Lidl und Spar für die Kampagne gewonnen werden.

„Hermit Leer“: Einprägsames Key Visual sorgt für hohe Wiedererkennbarkeit

Erreicht werden sollen alle Österreicherinnen und Österreicher. Da die Umfrage gezeigt hat, dass jüngere Personen und Personen in städtischeren Gebieten im Vergleich mehr Motivation zur Batteriesammlung brauchen, wird hier aber ein Fokus gesetzt.

Das Testimonial „Hermit“, dargestellt als Batterie, stellt ein einprägsames Key-Visual dar. Der Slogan „Her mit Leer“ sorgt für eine hohe Wiedererkennbarkeit und einen integrierten „Call-to-Action“. Positiv und mit Humor wird an das Umweltbewusstsein und die Sicherheitsbedenken appelliert.

Radio-Spots, Webseite und Online-Werbung erklären die richtige Entsorgung

Die Kampagne startet am 19. Juli mit einer Hörfunk-Kampagne, um rasch die nötige Aufmerksamkeit und breites Basiswissen zu schaffen. Die KonsumentInnen werden mit „Hermit Leer“ bekannt gemacht, erhalten Erstinformationen zur fachgerechten Entsorgung und zur weiterführenden Webseite hermitleer.at. Hier findet man, abrufbar in sechs Sprachen, Tipps zum Umgang mit leeren Batterien und Akkus, deren richtiger Entsorgung sowie einen Sammelstellenfinder. Zur vertiefenden Wissensverankerung und Bewusstseinsschärfung wird über Online Advertorials, Social Media Werbung und Influencer Kooperationen eine möglichst breite Masse erreicht.

Handel und Kommunen ermöglichen niederschwelliges Entsorgen

Dank der Kooperation mit Gemeinden, Städten, Abfallwirtschaftsverbänden und dem Handel verfügt Österreich über das dichteste Sammelnetz Europas. Der Handel stellt mit dem weitverzweigten Filialnetz und seinen tausenden Geschäften eine tragende Säule dieser Informationskampagne dar. „Die plakativen Batterie-Sammelboxen, die in tausenden Filialen aufgestellt werden, bieten den KonsumentInnen niederschwellig unzählige Möglichkeiten, ihre Altbatterien dort einfach und unkompliziert nach ihrem Einkauf fachgerecht zu entsorgen“, freut sich KommR Robert Pfarrwaller, Obmann des Bundesgremiums Elektro- und Einrichtungsfachhandel. „Es muss mit vereinten Kräften gelingen, das Verhalten der Bevölkerung zu ändern und die Sammelquote bei Altbatterien weiter zu erhöhen“, so Pfarrwaller weiter.

Lithium-Akkus im Restmüll verursachen Millionenschäden

Ein weiterer problematischer Aspekt ist, dass immer mehr Lithium-Akkus aus alten Elektrogeräten im Restmüll landen, was immer wieder zu Bränden in Behandlungsanlagen führt und in der Entsorgungswirtschaft Millionenschäden verursacht. Entsprechend sind hier die Kosten im Auge zu behalten. „Die Gemeinden erwarten sich in diesem Zusammenhang Planungssicherheit und Kostenwahrheit für die steigenden Kosten bei der Sammlung von Lithiumbatterien. „Besonders die Wirtschaft muss auch hier ihren ehrlichen Beitrag zur Finanzierung der steigenden Sammelkosten leisten,“ so Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes.

Die Herausforderungen im österreichischen Abfallwirtschaftssystem auf dem Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft sind daher groß. „Die Tatsache, dass im 21. Jahrhundert immer noch jede 3. Batterie im Restmüll landet, ist inakzeptabel. Hier geht es nicht nur um eine nachhaltige Umwelt, sondern auch um Verschwendung von Steuergeld,“ so Riedl abschließend.

– REDAKTION, APA

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