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16.08.2019

Home-Office: Status-Quo und Chancen

Die Möglichenkeiten, sich den Arbeitsplatz nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten, werden immer vielfälter. Kremsmünsters Amtsleiter und FLGOÖ-Stellvertreter Reinhard Haider widmet sich in diesem Beitrag einer Bachelor-Arbeit zu Homeoffice in Oberösterreichs Gemeinden.

In einer ausgezeichneten Bachelor-Arbeit hat Judith Schaufler, Absolventin des FH-Studienganges „Public Management“ in Linz, die Situation von Home-Office in den oberösterreichischen Gemeinden aufgearbeitet. Sehr hilfreich war die DSGVO-konforme Aussendung des FLGOÖ an alle Amtsleiterinnen und Amtsleiter in Oberösterreich mit der Bitte um Antworten im Online-Fragebogen. Immerhin 202 Kolleginnen und Kollegen kamen der Bitte nach, eine tolle Rücklaufquote von über 46 Prozent. 17 Prozent der Gemeinden nützen bereits Home-Office, 50 Prozent können sich das in Zukunft vorstellen.

Das hat Judith Schaufler in ihrer Bachelorarbeit näher untersucht und dabei die oberösterreichischen Gemeinden näher unter die Lupe genommen.

Download der Bachelorarbeit „Homeoffice in der Kommunalverwaltung“

Ich durfte Judith Schaufler in Teilen der Arbeit an der Fachhochschule begleiten und habe die Erlaubnis erhalten, aus der Arbeit zu zitieren und diese den oberösterreichischen Gemeinden per Download zur Verfügung zu stellen. Sie finden den Link zum Download in der linken Box.

Das Thema ist heiß. Die Stadt Salzburg wirbt auf großen Plakatständern mitten im Zentrum um junge Leute. Die Stadt Wien bemüht unter anderem, ihre Social Media-Kanäle um Personal zu rektutieren. Der „Battle for talents“ hat bereits begonnen. Die Bevölkerungspyramide zeigt uns, dass in den nächsten Jahren eine Pensionswelle bevorsteht und daher viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen sind. Andererseits bedeutet das auch, dass sich die Arbeitsbedingungen für bestehendes als auch zukünftiges Personal verändern.

Digitalisierung als Chance für weitere Attraktivierung der Büros nutzen

Familienfreundliches, an den Bedarfen der Menschen orientiertes Personalmanagement wird zunehmend erforderlich. Dies geht einher mit Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Homeoffice ist zwar kein neues „Tool“, kann jedoch als alternative Arbeitsform jetzt und zukünftig auch für Gemeinden, aufgrund der zuvor angeführten Vorteile und der sich verändernden Arbeitsbereiche, interessanter werden, um eine funktionierende Verwaltung langfristig sicherzustellen. Die uns durchdringende Digitalisierung im Beruf und auch zu Hause erleichtert uns die Arbeit aus der Ferne und bietet auch ausreichend Datenschutz und Datensicherheit.

Inhaltlich geht es um die Analyse der Situation, rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen, Vorteile und Chancen sowie Nachteile und Risiken von Home-Office und auch ein Blick auf die Modelle von Bund und Land Oberösterreich.

Der Autor dieses Artikels, Reinhard Haider, ist Amtsleiter in Kremsmünster, E-Governmentbeauftragter des OÖ Gemeindebundes und stellvertretender Landesobmann des FLGOÖ.

Forschungsfragen

Das Ziel der Arbeit war die Beantwortung folgender Forschungsfragen:

  • In welcher Form ist die alternative Arbeitsform des Homeoffice im Bereich der Kommunalverwaltung anwendbar und wie soll Homeoffice ausgestaltet sein?
  • Welche Vor- und Nachteile lassen sich dazu aus bereits bestehenden Beispielen ableiten?
  • Welches Potenzial kann dieses Instrument des Arbeitens von zuhause aus, für eine Gemeinde zukünftig bieten?

Zum überwiegenden Teil wird derzeit in den Bereichen Amtsleitung und Rechnungswesen im Home-Office gearbeitet, jedoch sind auch andere Bereiche gut vorstellbar. Das wird in der Arbeit sehr detailliert dargestellt. Hohes Vertrauen in die verlässliche Arbeitsweise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und natürlich auch die notwendigen technischen Voraussetzungen sind wesentlich für erfolgreiches Home-Office. Die Befragungsergebnisse zeigen auch auf, dass die größten Vorteile von Home-Office die Möglichkeit zur flexibleren Zeiteinteilung sowie die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind. Aber auch auf die Nachteile, unter anderem das Verschwimmen der Grenzen von Berufs- und Privatleben wurde genau mit Prozentzahlen abgefragt und bewertet.

Meine Meinung

Home-Office sollte auf jeden Fall von allen Gemeindeverantwortlichen in die Überlegung neuer Arbeitszeiten und -formen einbezogen werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Amtsleiterinnen dem Thema aufgeschlossener gegenüber stehen als das männliche Gegenüber. Das könnte – vorsichtig gesagt und ohne echte Signifikanz – ein Indiz dafür sein, dass Frauen sich eher in die Problematik der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hineinversetzen können.

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