Soziales

19.11.2021

Diese Formen der Bestattung gibt es in Österreich

Die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen in Österreich können ihren Gemeindemitgliedern heutzutage diverse Bestattungsmöglichkeiten sowie Beerdigungsrituale anbieten. Die Aufgabe der führenden Gemeinderäte und -oberhäupter ist es, dafür zu sorgen, dass die freie Wahl des bereits Verstorbenen erfüllt werden kann. Für die Pflege und Instandhaltung der dazu passenden Örtlichkeiten ist die jeweilige Kommune auf eigenständiger Weise zuständig. In Folge werden hier mehrere mögliche und in Österreich legale Bestattungsformen vorgestellt. Inwieweit die Gemeinden selbst bei der Organisation, Mitgestaltung sowie Ausführung als auch Zelebrierung der diversen Bestattungsformen miteingebunden sind, hängt nicht selten von den jeweiligen Gesetzen auf Bundesebene ab, wodurch die erforderlichen Rahmenbedingungen sowie Regulierungen bestimmt werden.

Erdbestattung

Die Bezirksverwaltungsbehörde übernimmt die Aufgabe, Begräbnisstätten, Beisetzungskapellen und Friedhöfe zu genehmigen sowie zu überprüfen. In den seltensten Fällen obliegt es einem Bestattungsunternehmen selbst, einen eigenen, also privat geführten Friedhof zu betreiben. In der Regel jedoch sind für die Instandhaltung und Werterhaltung der üblich strukturierten und organisierten Friedhöfe die jeweiligen Kommunen verantwortlich. Anerkannte Religionsgemeinschaften und Gemeindefriedhöfe sind für die jeweilige Bestattungsstelle in Eigenverantwortung sowie auch als Besitzer selbst für den Verwaltungsprozess zuständig. Bestattet werden können die Verstorbenen im Zuge einer Erdbestattung in einem Familiengrab, in einer Gruft oder natürlich in einem Einzelgrab. Bezüglich der Grabstätteneinrichtung müssen die Bestimmungen der Friedhofsordnung stets mitberücksichtigt werden.

Urnenfriedhöfe

Die zur Verfügung stehenden Plätze in jeder Gemeinde bezüglich der verschiedenen Bestattungsrituale und den dazugehörigen Ortschaften gelten eher als knapp. Aus diesem Grund wird ein Urnenfriedhof zumindest aus ökologischer Sichtweise als willkommene Form des Abschiednehmens angesehen. Ein weiterer Vorteil der Nutzung eines Urnenfriedhofs ist für viele mit Sicherheit auch der finanzielle Aspekt. Nach der Feuerbestattung wird der Behälter mit der Asche des Dahingeschiedenen in ein Gräberfeld gelegt. In Form einer Zeremonie wird den Verstorbenen vonseiten der Hinterbliebenen die letzte Ehre erwiesen. Einen anderen Vorteil für die Kommunen bieten derartige Bestattungsmöglichkeiten, also nicht traditionsbehaftete Beerdigungen im christlichen Sinne, insofern, dass immer mehr Gemeindemitglieder eine Bestattungsstelle ohne das christliche Kreuzsymbol präferieren.

Urnenwände

Um den Bedürfnissen der Verstorbenen und Hinterbliebenen gerecht zu werden, achten viele österreichische Kommunen allen voran darauf, den Gemeindemitgliedern alle gesetzlich anerkannten Bestattungsmöglichkeiten zu ermöglichen. Dazu zählen auch sogenannte Urnenwände, wo die Asche des Verstorbenen in einer extra dazu bestimmten Wand untergebracht wird. Urnenwände gelten als eine adäquate Form der Gedenkstätte und Ehrerbietung für die Hinterbliebenen. Die Kommunen stellen den interessierten zurückgebliebenen Verwandten und Freunden einen Ort zur Verfügung, wo die Stelen und Wände auf ästhetische Weise in einen extra dafür gestalteten Platz integriert werden können. Bürgermeister, die die Bedürfnisse ihrer Schäfchen auf kommunaler Ebene kennen und ihr Ohr ganz nah bei ihren Mitbürgern haben, können sich dann, je nach Lage der Dinge, in den Gemeinderatssitzungen darüber beraten und entscheiden, welche Plätze und welche Bestattungsmöglichkeiten allen in der Kommune lebenden Menschen zur Verfügung gestellt werden.

Naturbestattung

Vornehmlich herrscht im katholisch geprägten Österreich Friedhofszwang. Was jedoch nicht heißen will, dass nicht auch andere Formen des Abschiednehmens und der Aufbahrung der Toten in den österreichischen Gemeinden möglich wären. So gibt es in allen neun Bundesländern auch einige Formen der Naturbestattung. Die dafür vorgesehenen Areale werden zwar von den jeweiligen Gemeinden selbst zur Verfügung gestellt, doch zuständig für die Naturbestattungen, deren Organisation und die Vollziehung des festlichen Aktes sind in Österreich nicht selten Private oder Vereine. Bestattungsunternehmen sorgen zuvor für eine sachgemäße und ordentlich durchgeführte Kremierung. Dazu wird der Leichnam in das entsprechende Krematorium gebracht. Die eigentliche Art der Bestattung hängt dann von der gewählten Naturbestattung ab. Dazu zählen unter anderem die Bergbestattung, Luftbestattung und das Verstreuen der Asche in der freien Natur. Dort finden die Trauernden friedliche Orte des Gedenkens. Die Naturbestattung ist eine durchaus würdevolle Alternative zur klassischen Variante der Bestattung von Toten.

Private Urnenschreine

Sofern sich Hinterbliebene für einen privaten Urnenschrein interessieren, haben sie beim örtlichen Bestatter die Gelegenheit, sich genauestens darüber zu informieren. Auch bei dieser Sonderform einer Beisetzungsmöglichkeit ist die Aufbewahrung der Urne im Anschluss an die gesetzlich vorgeschriebene Feuerbestattung möglich – und zwar direkt zu Hause, sodass die Hinterbliebenen die Chance haben, ihren Partner oder Verwandten auch nach dessen Ableben in den Familienkreis aufnehmen zu können. Damit die Bürger von den Kommunen diesbezüglich begleitet werden können, sind vonseiten der Betroffenen gewisse Behördenwege vonnöten. Im Zuge der Organisation sind in Bezug auf den gesetzlich vorgegebenen Ablauf die aktuell gegebenen Regelungen zu berücksichtigen. Die amtierenden Gemeindeoberhäupter können sich bezüglich der gesonderten Auflagen auf die im jeweiligen Bundesland geltenden Bestimmungen berufen. Eine Urne mit nach Hause zu nehmen, ist bei einem angemieteten Wohnobjekt samt begrüntem Grundstück nur mit der Zustimmung des Vermieters durchführbar. Für einen Grundstückbesitzer mit bewohnbaren Immobilien ist eine Zustimmungserklärung ohne Relevanz. Vielmehr benötigt der Eigentümer lediglich einen Grundbuchauszug, um sein Vorhaben einer privaten Urnenbestattung realisieren zu können.

Baum- und Waldbestattung

Eine weitere Möglichkeit, den Finanzhaushalt der Gemeinde positiv zu beeinflussen, ist die Baumbestattung. Die Kosten halten sich bei dieser Bestattungsform im niedrigen Bereich, zumal die herkömmliche Grabpflege entfällt. Sowohl die Baumbestattung als auch die Waldbestattung bieten den trauernden Gemeindemitgliedern eine optimale Gelegenheit, das Andenken an den Verstorbenen in einer naturnahen Atmosphäre zu zelebrieren. Viele unkonventionelle Bestattungsvarianten ermöglichen den österreichischen Kommunen, allen Wünschen ansässiger Gemeindemitglieder nachzukommen. Dadurch können auch die Bedürfnisse von Dorfbewohnern gedeckt werden, die einer anderen oder gar keiner Glaubensgemeinschaft angehören. Auf diese Weise ermöglichen die österreichischen Kommunen den Gemeindemitgliedern eine unkomplizierte und einfach organisierbare Bestattung, die nicht dem althergebrachten Bestattungsprozess entspricht. Die Vorteile für die Gemeinden in Hinblick auf die Sonderformen von Bestattungsarten wie die Baum- oder Waldbestattung tragen sehr stark dazu bei, die viel diskutierte Nachhaltigkeit mit ins Spiel zu bringen. Viele Kommunen reagieren hinsichtlich neuer Bestattungsvarianten mit Vehemenz, zumal die Nachfrage nach Sonderformen von Bestattungsmöglichkeiten insbesondere in größeren Ortschaften sowie in Städten zunehmend stark ausgeprägt ist. Mithilfe eines Kostenrechners im Netz können die exakten Kosten für eine Wald- oder Baumbestattung in unmittelbarer Nähe eruiert werden.

Fluss- und Seebestattung

Bei der Fluss- und Seebestattung handelt es sich um zwei Beisetzungsmöglichkeiten, die sich bei vielen Bürgern in Österreich einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Dies beruht auf der Vorstellung, die Reise ins Jenseits nicht auf konventionelle Art und Weise antreten zu müssen, sondern in Form einer Fluss- oder Seebestattung mit der Natur wieder vereint zu werden. Die Vorteile für die verantwortlichen Gemeindeoberhäupter ergeben sich hierbei aus vielerlei Aspekten. Platz, Geld und Bestattungsaufwand sind als weniger kostenintensiv einzustufen als bei der ansonsten gängigen Art einer christlich geprägten Bestattungsweise. Nach der Einäscherung im Krematorium sind die Hinterbliebenen befugt, die Asche der Verstorbenen infolge der frei gewählten Bestattungsart dem bevorzugten Gewässer zuzuführen. Diese Art der Bestattung ermöglicht es den Zurückgebliebenen, frei wählen zu können, wie die Trauerfeier beim Abschiednehmen inmitten eines Sees oder nahe am Wasser (Fluss) ablaufen soll. Vom Ufer aus können so die Familie, Freunde und Bekannte zu jeder Zeit dem über alles geliebten Familienmitglied gedenken. Für viele steht das ewig fließende Wasser als Symbol für ein tröstliches und zugleich schönes Gefühl von Grenzenlosigkeit.

Erinnerungsdiamant

Es gibt bei den verschiedenen Sonderformen der Bestattung auch solche, bei denen die Gemeinde als Verwaltungsorgan keinen direkten bzw. unmittelbaren Einfluss auf die Erfüllung des letzten Wunsches nehmen kann. So auch bei der Variante, wo aus einem kleinen Teil der Asche des Verstorbenen mithilfe eines aufwendigen Verfahrens ein Diamant geschaffen wird, der für viele als Symbol für die Ewigkeit gilt. Die Diamantbestattung ermöglicht es, dass der Verstorbene in Form eines Edelsteins bzw. Schmuck­stücks ganz nah am Körper getragen werden kann. Viele unmittelbar Betroffene empfinden die Diamantbestattung als die wohl edelste Art der Erinnerung.

-S. MÜLLER

Über die Autorin

Sybille Müller ist freie Autorin und Journalistin.

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