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04.08.2022

Anrufkriminalität: Neue Vorgehensweise Call-Bot-Anrufe

Wenn das Telefon klingelt, sind es nicht immer nur bekannte Stimmen, die mit jemandem sprechen wollen. Derzeit erhalten viele Menschen Anrufe von Kriminellen, die sich als Polizistinnen und Polizisten ausgeben. Die Anrufkriminalität hat viele Facetten: Ob als angebliche Support-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter namhafter Unternehmen, angebliches Personal einer Betreiberfirma für Ladebons oder einer Lotterie, oder als Verwandte – Betrügerinnen und Betrüger versuchen, über verschiedenste Wege illegal Geld zu lukrieren. Seit Kurzem wird eine Vorgehensweise beobachtet, bei der Call-Bots eingesetzt werden.

Auswertungsteam des Bundeskriminalamts

Um diese Betrugsphänomene bekämpfen zu können und auf neue Vorgangsweisen schnell reagieren zu können, wurde im Bundeskriminalamt in der Abteilung zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität im Sommer 2021 ein Auswertungsteam mit drei Ermittlern eingerichtet. Seit Anfang 2022 unterstützt das nun fünfköpfige Team rund um Chefinspektor Horst Hakala Ermittlungen zu verschiedenen bundesländerübergreifenden Betrugsphänomenen. Eine operative Fallbearbeitung findet nicht statt.

So läuft die Call-Bot-Betrugsmasche ab

Die Täter bedienen sich bestimmter Computerprogramme – „Call-Bots“ – um potenzielle Opfer anzurufen und sie mit einer Tonbandaufnahme in englischer Sprache zu konfrontieren. Hierbei ist die Nummer, die auf dem Display der Angerufenen erscheint, mit technischen Mitteln gefälscht und daher nicht rückverfolgbar. Die Opfer werden aufgefordert, eine bestimmte Tastenkombination zu drücken, um so misstrauische Personen, die bei solchen Anrufen sofort auflegen würden oder der englischen Sprache nicht mächtig sind, bereits im Vorfeld zu selektieren. Anschließend melden sich englischsprachige Täter, die sich als (Interpol-) Polizistinnen oder -Polizisten oder Parlamentsangehörige ausgeben. Dem Opfer wird dabei mitgeteilt, es wäre in strafbare Handlungen, wie etwa Geldwäsche, Betrugs-, Suchtmittel- oder Gewaltdelikte, verwickelt. Um sich selbst zu entlasten und wieder ein normales Leben – manchmal mit Verweis auf eine neue Identität – zu führen, wäre es unbedingt notwendig, das Geld zu überweisen. Auf die Nachfrage, warum englisch gesprochen würde, wird dem Opfer mitgeteilt, dass das so sein müsse, es sei ein internationaler Fall und es würden Beamtinnen oder Beamte von Europol mithören.

„Die Täter agieren situationsangepasst und stellen sich auf das Opfer ein. Zu jedem Argument des Opfers erwidert der Täter ein passendes, plausibles Gegenargument. Er kann mitfühlend oder auch aggressiv klingen“, sagt Kontrollinspektor Dominik Hiehs vom Auswerteteam. „Doch eines wird immer der Fall sein: Es ist furchtbar dringend und muss sofort erledigt werden. Dadurch wird Stress, Zeitdruck und Angst beim Opfer aufgebaut.“
Durch die zeitnahe Auswertung der Call-Bot-Anrufe erzielte das Auswerteteam bereits im Jänner 2022 Erfolge: In enger Zusammenarbeit mit der Geldwäschemeldestelle des Bundeskriminalamtes konnten für österreichische Geschädigten rund 110.000 Euro zurückgeholt werden, die sich vermutlich auf Money-Mule-Bankkonten befanden.

Call-ID-Spoofing

Um ihre wahre Identität zu verschleiern, manipulieren die Täter bei den Betrugsanrufen ihre Telefonnummer. Bei Anrufen eine falsche Nummer anzuzeigen, ist relativ leicht und mit wenig technischem Aufwand verbunden. Wenn die Manipulation im eigenen Netz eines Anbieters stattgefunden hat, besteht für diesen kaum eine Möglichkeit zu kontrollieren, ob die signalisierte Telefonnummer stimmt oder nicht. Dazu können existierende – auch aus dem Ausland stammende – Telefonnummern verwendet werden, obwohl die Inhaberin oder der Inhaber der Nummer für den Anruf gar nicht verantwortlich ist. Auch Fantasienummern, also Telefonnummern, die nicht vergeben sind, können eingesetzt werden.

Präventionstipps

  • Lassen Sie sich keinesfalls unter Druck setzen. Teilen Sie der Anruferin/dem Anrufer mit, dass es ungünstig ist und bieten Sie einen Rückruf an. Echte Beamte werden Verständnis haben, Kriminelle werden den Druck erhöhen, damit Sie nicht auflegen.
  • Beenden Sie das Telefonat.
  • Die Polizei übernimmt und verwahrt zu keinem Zeitpunkt Bargeld oder Wertgegenstände für Sie und bittet Sie auch nicht um Überweisungen auf (ausländische) Bankkonten.
  • Wenn Sie nach Bargeld oder Wertgegenständen sowie Kontoguthaben gefragt werden, beenden Sie das Gespräch.
  • Wenn Sie von einer Hotline angerufen und aufgefordert werden, eine Tastenkombination auf Ihrem Telefon einzugeben, beenden Sie sofort das Telefonat.
  • Kein seriöses Unternehmen ruft Kundinnen und Kunden ohne Vorankündigung wegen eines technischen Defektes an.
  • Hinterfragen Sie auch, wie Ihr Gegenüber von einem technischen Defekt oder Virus auf Ihrem Computer wissen kann. In der Regel erhalten Sie diese Meldungen direkt von Ihrem Gerät.
  • Lassen Sie niemals eine unangemeldete Fernwartung von unbekannten Personen oder solchen, denen Sie nicht vertrauen, auf ihrem Computer zu. Es könnten Daten von Ihrem Gerät ausgelesen werden. Die Polizei fordert Sie niemals auf eine Remote-Software zu installieren.
  • Lassen Sie sich Namen und Telefonnummer der Anruferin/des Anrufers geben. Rufen Sie direkt beim deklarierten Unternehmen an und fragen Sie nach dem Bediensteten.
  • Klären Sie Verwandte über diese Betrugsmaschen auf.
  • Wenden Sie sich im Schadensfall an die nächste Polizeidienststelle und erstatten Sie eine Anzeige.

– I.WEIPPL (Quelle: BMI,  Entgeltliche Einschaltung)

 

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