ZVG

Oberösterreich

Soziales

23.03.2020

Neue Sorgekultur gegen Einsamkeit

Unter dem Titel „Caring Communities“ will das Rote Kreuz dazu beitragen, gegen Einsamkeit zu sensibilisieren und eine neue Sorgekultur zu etablieren. Zentral geht es dabei darum, durch Workshops und einem Zusammenspiel verschiedener Wohlfahrtseinrichtungen und Freiwilliger lokale „Sorgeteams“ in den Gemeinden einzurichten.

Einsamkeit betrifft viele Menschen. Es belastet nicht nur mental, sondern kann auch psychosomatische Konsequenzen haben. Mit dem Projekt „Caring Communities“, also wortwörtlich übersetzt kümmernde oder sorgende Gemeinschaften, will das Rote Kreuz mehr Fürsorge und Achtsamkeit im Umgang miteinander schaffen. In Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität Graz und gefördert vom Fonds Gesundes Österreich stärkt das Rote Kreuz Sorgenetzwerke der Gemeinden. Im Februar 2019 startete das Projekt mit der Pilotgemeinde Groß-Enzersdorf und dem Zukunftsraum Eferding bestehend aus Eferding, Fraham, Hinzenbach und Pupping in Oberösterreich.

Liebe deinen Nächsten

Ziel des Modellprojekts „Caring Communities“ ist es, eine neue Sorgekultur zu etablieren und versteckten Hilfebedarf sowie versteckte Hilfebereitschaft zu identifizieren und zusammenzuführen. Dabei spielt die Gemeinde als Kommunikator eine zentrale Rolle. Das Bindeglied zwischen Helfendem und dem, der Hilfe benötigt, bildet Eva Wurzinger, Bezirkskoordinatorin für Soziale Dienste beim Roten Kreuz Eferding. „Nachbarschaftlichkeit und der soziale Zusammenhalt sollen gestärkt werden. Im besten Falle kristallisieren sich Bürger heraus, die in ihrer Nachbarschaft ein lokales Sorgeteam etablieren“, erklärt Wurzinger. Soll heißen: Raus aus der eigenen Komfortzone und Mut zur Begegnung.

Projekt packt auch Schüler

Mit vier Workshops trägt die Hilfsorganisation viel zur Sensibilisierung bei. Diese finden für Bürgerinnen und Bürger, Wirtschaftstreibende und auch Schülerinnen und Schüler statt. In der HAK Eferding etwa wurde der Workshop zu den „Caring Communities“ so gut angenommen, dass im Februar 2020 ein weiterer folgen soll. „Die Schüler haben sehr konzentriert gearbeitet“, lobt Wurzinger die Jugendlichen. Bedauernd stellte sie auch fest: „Über fünfzig Prozent der Schüler haben bei dem Workshop angegeben, dass sie einsam sind.“ Von Einsamkeit betroffen sind also nicht bloß ältere und pflegebedürftige Menschen, es ist ein Phänomen das quer durch alle Altersgruppen und Schichten zahlreiche Österreicher betrifft.

Gemeinsam statt einsam

Einkaufen gehen, zur Apotheke fahren, bei Alltäglichem unter die Arme greifen oder einfach nur Gesellschaft leisten: In den Workshops werden vielfältige Formen der Achtsamkeit und der Aktivierung des Gesprächs motiviert. Ermöglichen soll das ein „Wohlfahrtsmix“ aus professionellen Diensten, ehrenamtlichem Engagement, nachbarschaftlichen und informellen Beziehungen. „Grundsätzlich geht’s darum, dass Bürger auch bemerken, wenn jemand in der Gemeinschaft von Einsamkeit betroffen ist. Dass sie darauf aufmerksam machen und nachfragen wie’s einem geht, sich Zeit nehmen“, beteuert Wurzinger.

Handbuch zum sorgsamen Umgang

Im Februar 2021 endet das Pilotprojekt „Caring Communities“ voraussichtlich. „Wenn’s gut funktioniert, könnte das Projekt auch ausgedehnt werden. Da müssen wir abwarten, wie aktiv die Bevölkerung mitarbeitet“, erläutert die Koordinatorin Wurzinger. Die Erkenntnisse des Workshops sollen letztendlich auch zu einem Handbuch zusammengefasst werden, das Anleitung bietet, welche Schritte man zur einer lebendigen und sorgenden Gemeinschaft unternehmen kann.

-E. AYAZ

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