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Vorarlberg

17.11.2020

Von der Amtsleiterin zur Bürgermeisterin

Die Gemeinde Raggal im Bezirk Bludenz (Vorarlberg) hat erstmals in ihrer Geschichte eine Bürgermeisterin an der Spitze der Gemeindevertretung. Alexandra Martin heißt die neue Gemeindechefin. Die 49-Jährige aus dem Großwalsertal konnte sich mit 295 Stimmen (55,45%) und ihrer Liste „Zukunft für Raggal“ gegen ihre Gegenkandidaten Hermann Gassner (204 Stimmen, 38,35%) und Erwin Dünser (33 Stimmen, 6,2%) bei den Bürgermeister-Direktwahlen erfolgreich durchsetzen.

„Der Rückhalt in der Bevölkerung war wirklich groß, darüber freue ich mich sehr“, sagt die frisch gebackene Bürgermeisterin.

Gemeinsam mit ihrem Team will sie diesen Rückhalt nun auch für die Arbeit im Gemeinderat nutzen und auf konstruktive Zusammenarbeit setzen. „Mir geht es darum, die Gemeinde weiterzubringen und die Parteipolitik außen vor zu lassen“, sagt die 49-Jährige.

Ein Vorteil für ihre Arbeit liegt sicher darin, dass ihr die Gemeinde nicht ganz fremd ist: Immerhin war Alexandra Martin zehn Jahre in der Verwaltung der Gemeinde tätig, die letzten drei Jahre davon als Amtsleiterin. „Ich hatte auch das Glück, dass ich unseren Vorgänger-Bürgermeister Hermann Manahl in den vergangenen Jahren bei seiner Arbeit begleiten durfte und damit auch eingebunden war in die Projekte und Aufgabenbereiche“, sagt Martin.

„Gemeinde weiterbringen“

Oberste Priorität hat für die neue Ortschefin die Gemeinde weiterzubringen, die Kinderbetreuung zu erhalten und auszubauen, weiter in das Kanalkataster zu investieren aber auch Möglichkeiten für Zuzug zu schaffen. Problem bei all den Vorhaben ist: „Dadurch, dass wir eine recht kleine Gemeinde mit 868 Einwohnern sind, kämpfen wir in nahezu allen Bereichen mit Mindestzahlen und Mindestgrößen, die wir erreichen müssen, um Förderungen zu bekommen bzw. Strukturen zu erhalten“, schildert Alexandra Martin die Herausforderung einer kleinen Gemeinde. Zusätzlich erschwert wird die Situation durch die vielfältige, lang gezogene und auf 1000 Höhenmeter gelegene Gemeinde.

Die Corona-Virus-Pandemie hat die Situation auch nicht gerade erleichtert: „Wir sind eine Tourismusgemeinde, die von Winter- und Sommergästen lebt“, sagt die Ortschefin. Auch der Walderlebnispfad ist ein Anziehungspunkt für Einheimische wie Touristen. Wie sehr sich die Corona-Pandemie finanziell auf die Gemeinde auswirkt, kann Martin noch nicht genau beziffern. Tatsache ist: Auch Raggal wird die Einnahmenverluste aus Ertragsanteilen und Kommunalsteuer deutlich zu spüren bekommen.

Privat ist die Bürgermeisterin ein Familienmensch und Naturliebhaber

Wie die meisten Bürgermeister in diesem Land ist auch Alexandra Martin derzeit besonders gefordert: Als Krisenmanagerin und Ansprechpartnerin in der Gemeinde während der Corona-Krise, aber auch die Einarbeitungsphase hat es in Zeiten wie diesen in sich. Da ist es wichtig, sich dazwischen immer wieder eine Ruhephase zu nehmen. „Ich bin ein aktiver Familienmensch und bin froh und dankbar dieses Netz und die Unterstützung zu bekommen, sagt die Mutter von zwei Töchtern, die im Mehrgenerationenhaus wohnt. Kraft und Entspannung sucht Martin vor allem in der Natur: „Ich liebe es draußen zu sein und die Natur zu genießen.“

Die Kontakte zu ihren Freuden muss auch sie – wie alle anderen – derzeit einschränken. „Aber das kommt wieder“, gibt sich Alexandra Martin optimistisch.

– S.PEISCHL

 

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