Kasofoto/Gemeindebund

30.07.2021

Bürgermeisterinnen wünschen sich bessere soziale Absicherung

Im Zentrum einer Umfrage des Österreichischen Gemeindebundes standen aktuelle Herausforderungen der heimischen Ortschefinnen und möglicher Verbesserungsbedarf des Bürgermeisterinnenamtes. Die Umfrage wurde anlässlich des anstehenden Bürgermeisterinnentreffens durchgeführt, das heuer bereits zum 14. Mal eine Plattform zum großen Austausch bietet. Als größte Herausforderung gaben die knapp 100 befragten Bürgermeisterinnen das Thema Finanzen an, dicht gefolgt von dem hohen bürokratischen Aufwand sowie die Themen Bauordnung und Wohnraumschaffung. Eine sehr große Belastung für die Bürgermeisterinnen stellt außerdem das Thema Haftungen dar: Knapp drei Viertel fühlen sich durch das Damoklesschwert Haftung stark bis sehr stark beunruhigt und geben weiters an, dass Haftungsfragen in den letzten Jahren zugenommen haben.

Nur rund 24 Prozent der Bürgermeisterinnen sind mit der sozialen Absicherung des Amtes zufrieden, die übrigen empfinden die Regelungen zu Gehaltfortzahlung, Arbeitslosenversicherung, Pensionsversicherung und Karenz als wenig bis gar nicht zufriedenstellend. Über 80 Prozent wünschen sich eine Karenzregelung für das Amt.

Austauschtreffen ist Zeichen für mehr Frauen in der Politik

„Die Umfrageergebnisse zeigen uns auf, dass es in vielen Bereichen noch Verbesserungsbedarf gibt. Wir sehen, dass es durch Themen wie Haftungsfragen oder Raumordnungsbelange zu großen Belastungen kommen kann. Umso wichtiger ist es, den regelmäßigen Austausch unter den Bürgermeisterinnen zu fördern, und ihnen einen Rahmen zu bieten, sich gegenseitig zu unterstützen. Das Bürgermeisterinnentreffen darf als ein kräftiges Zeichen für mehr Frauen in der Kommunalpolitik verstanden werden. Es soll nicht nur jene Frauen unterstützen, die die wichtigen Führungsaufgaben in einer Gemeinde übernehmen, sondern soll auch andere Kommunalpolitikerinnen ermutigen, sich diese Aufgabe zuzutrauen“, sagt Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl.

Die Umfrage zeigt darüber hinaus, dass etwa die Hälfte der Befragten das Bürgermeisterinnenamt nebenberuflich ausübt – und das obwohl die Umfrage bestätigt, dass diese Tätigkeit ein Vollzeitjob ist. Mehr als die Hälfte der befragten Frauen gibt an, mehr als 41 Stunden pro Woche für ihre Gemeinde im Dienst zu sein, fast 28 Prozent der Befragten wendet bis zu 40 Stunden die Woche für das Amt auf. Dementsprechend geben fast 80 Prozent an, dass sie über wenig bis gar keine Freizeit verfügen. Die Hälfte der befragten Bürgermeisterinnen hat außerdem Kinder im Betreuungsalter – davon geben etwa 55 Prozent an, dass sie sich die Familienarbeit mit ihrem Partner teilen, gefolgt von 34 Prozent, welche angeben, den größten Anteil der Familienarbeit zu übernehmen.

Bürgermeisterinnentreffen seit 2007 Erfolgsformel

„Die Umfrage bestätigt uns, dass viele Frauen in einer kommunalen Führungsposition mit Mehrfachbelastungen zu kämpfen haben. Neben zivilem Job und Familienarbeit nimmt das Bürgermeisterinnenamt sehr viel Zeit in Anspruch. Dazu kommt der emotionale Stress: Fast die Hälfte der Befragten gab an, in ihrer Amtszeit bereits mit persönlichen Anfeindungen oder Hass im Netz konfrontiert worden zu sein. Wenn man untereinander den wertschätzenden Umgang verliert, geht das an die Substanz. Auch deshalb ist es uns ein großes Anliegen, uns beim Bürgermeisterinnen-Treffen persönlich auszutauschen, zu bestärken und voneinander zu lernen“, so die beiden Gemeindebund-Vizepräsidentinnen Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher und Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner.

Von 1. bis 3. August 2021 treffen sich die Bürgermeisterinnen dieses Jahr in der niederösterreichischen Gemeinde St. Anton an der Jeßnitz. Es ist dies bereits das 14. Vernetzungstreffen. Organisiert wird das jährliche Austauschtreffen vom Österreichischen Gemeindebund. Die Mischung aus Austausch, Workshops und lockerem Beisammensein ist zu einer Erfolgsformel geworden. Derzeit gibt es in Österreich 199 Bürgermeisterinnen, das ist ein Anteil von 9,5 Prozent aller 2.095 Ortschefs. Verglichen dazu gab es beim ersten Bürgermeisterinnentreffen 2007 nur 78 Bürgermeisterinnen (in insgesamt 2.357 Gemeinden). Das zeigt einen anhaltenden Trend: Der Frauenanteil in den kommunalen Führungsriegen geht klar nach oben.

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