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Umfragen

16.11.2023

Studie: Wohnen und Teuerung bereiten den Jungen Sorgen

Eine aktuelle Studie der Donau Versicherung und des Instituts Triple M zeichnet ein Bild der jungen Österreicher:innen. Die größten Sorgen bereiten der Jugend demnach das Thema leistbarer Wohnraum, die Teuerung und der Klimawandel. Die Studie zeigt auch: Jeder Zweite kann sich das Leben ohne Auto nicht vorstellen, 59 Prozent wollen Unabhängigkeit und finanzielle Sicherheit.

Im Rahmen der repräsentativen Studie wurden dabei vier charakteristische Typologien (Traditionalist:innen, Individualist:innen, Weltverbesser:innen, Tech-Hedonist:innen) identifiziert, die die Ergebnisse der gesellschaftlichen Entwicklungen widerspiegeln.

Teuerung sorgt für Pessimismus

  • Die Teuerung, leistbarer Wohnraum und Klimawandel sind die größten Sorgenthemen der Jugendlichen; Gesundheit sowie soziale Absicherung beschäftigen ein Drittel von ihnen
  • 88 Prozent der Befragten sind der Ansicht, schon in jungen Jahren für später vorsorgen zu müssen
  • 60 Prozent der Jungen sehen die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf den Jobmarkt als negativ an
  • Während die „Weltverbesser:innen“ mit 66 Prozent den Klimawandel als ernstes Problem wahrnehmen, sind die „Traditionalist:innen“ mit nur 19 Prozent deutlich weniger besorgt
  • Jede:r Zweite unter 30 Jahren kann sich ein Leben ohne eigenes Auto nicht vorstellen
  • Ihr Wissen über Versicherungen schätzen junge Menschen bis 30 Jahre als gering ein – mehr als ein Drittel (36 Prozent) bezeichnet es als schlecht oder sehr schlecht

Zu den größten Sorgenthemen unter den 1.000 Befragten zählen die anhaltende Teuerung und die erhöhten Lebenshaltungskosten (77 Prozent), die Frage nach leistbarem Wohnraum (70 Prozent) sowie der Klimawandel (61 Prozent). Über ein Drittel der Jugendlichen (35 Prozent) betrachtet zudem das aktuelle Gesundheitssystem mit Sorge, was den Wunsch nach einer privaten Vorsorge (78 Prozent) verstärkt. Ein Drittel der Befragten sieht außerdem die soziale Absicherung in Österreich in Gefahr. Die Studie zeigt, dass sieben von zehn Befragten in die nahe Zukunft sehr bzw. eher optimistisch schauen, aber der Blick in die fernere Zukunft bei 63 Prozent der Jugendlichen pessimistischer wird.

Es ist daher wenig überraschend, dass die junge Bevölkerung verstärkt nach mehr Sicherheit verlangt. So möchten 75 Prozent vor allem einen sicheren Arbeitsplatz und 72 Prozent streben Wohnen im Eigentum an. Dabei ist es auch spannend, dass 88 Prozent der Befragten angeben, man sollte schon in jungen Jahren beginnen, für später vorzusorgen. Das Thema Sparen im Freundeskreis ist hingegen für über die Hälfte der Befragten (51 Prozent) kein Thema.

Vertrauen in KI und Social Media auf dem Prüfstand

Die Veränderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) bewegen junge Menschen – 54 Prozent sind überzeugt, dass KI das Leben stark verändern wird. Auseinander gehen die Meinungen jedoch bei der Frage, ob diese Veränderungen positiv oder negativ sein werden. Die Auswirkungen von KI auf den Jobmarkt werden allerdings überraschenderweise von 60 Prozent der Jungen eher negativ wahrgenommen. Dabei geben 44 Prozent der Befragten an, bereits ein KI-Tool wie ChatGPT verwendet zu haben.

Obwohl Social Media von Jugendlichen intensiv genutzt wird, haben lediglich 7 Prozent Vertrauen in die Informationen, die dort präsentiert werden. Über 65 Prozent der Befragten geben an, dass sie Social Media wenig oder gar nicht vertrauen. 17 Prozent der Jugendlichen – vorwiegend junge Männer – setzen zusätzlich regelmäßig auf bewusstes „Social Media Detox“, um sich von der ständigen Präsenz in den digitalen Medien zu distanzieren.

Trotz Sorge um Klimawandel – eigenes Auto hat hohen Stellenwert

Bei Mobilitätsfragen offenbaren sich deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land. Während zwei Drittel der traditionell geprägten Personen auf dem Land das Leben ohne Auto als unvorstellbar betrachten, halten die eher in städtischen Gebieten lebenden Weltverbesser:innen mit höherer Bildung ein eigenes Auto nur zu rund 15 Prozent für wichtig.

Insgesamt halten rund 35 Prozent den Klimawandel für ein sehr ernstes Problem. Hier sticht die Gruppe der Weltverbesser:innen mit höherer Bildung deutlich hervor. Nur für rund 7 Prozent aller Befragten ist der Klimawandel ein wenig ernstes Thema. Obwohl Umweltschutz beim Konsum als wichtig erachtet wird, zeigt sich eine Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und tatsächlichem Handeln. Während drei Viertel der Befragten angeben, sich für umweltfreundliche Unternehmen zu entscheiden, wird dies von ihren Freund:innen deutlich weniger wahrgenommen.

Versicherungswissen ist ausbaufähig

Das Wissen über Versicherungen ist bei jungen Menschen bis 30 Jahre in der Selbsteinschätzung gering – mehr als ein Drittel (36 Prozent) bezeichnet es als schlecht oder sehr schlecht – nur 9 Prozent geben an, sich sehr gut mit Versicherungen auszukennen. Dabei sind ihre Wünsche und Erwartungen an eine Versicherung hoch – Services müssen für den überwiegenden Teil nahezu vollständig online verfügbar sein und auch die Leistbarkeit der Produkte ist sehr wichtig. Das begrenzte Wissen über Versicherungen führt dazu, dass 53 Prozent der Befragten die persönliche Beratung für sehr wichtig halten. Vor allem Individualist:innen und Traditionalist:innen stimmen dieser Aussage mit rund 60 Prozent zu.

Zwei Drittel der Studienteilnehmer:innen geben an, dass Familie und Freund:innen die wichtigste Informationsquelle über Versicherungen, Leistungen und Preise sind. Persönliche Berater:innen und die Website einer Versicherung sind für 46 Prozent ebenfalls wichtige Orientierungshilfen, während Social Media bei jungen Menschen nur wenig Einfluss in dieser Frage hat. Nachhaltigkeit und Diversität werden als wichtige Qualitäten einer Versicherung angesehen – über 70 Prozent der Befragten halten dies für ein relevantes Kriterium.

Vier Typen von jungen Menschen:

In der von Triple M durchgeführten Studie kristallisierten sich vier Gruppen von jungen Menschen und ihre Sichtweisen heraus.

  • Traditionalist:innen mit Sicherheitsanspruch: Rund 39 Prozent der Befragten zählen zu dieser Gruppe. Sie sind bereits älter und in einem Angestelltenverhältnis berufstätig. Die Sicherheitsorientierung in Bezug auf Arbeitsplatz und Vorsorge findet sich in ihren Zielen wieder. Angestrebt werden die klassische Familie und ein Eigenheim auf dem Land. Klar, dass ein Auto dabei relevant ist und der Klimawandel als weniger ernstes Problem wahrgenommen wird.
  • Achtsame Individualist:innen: Sie sind zukunftsorientiert und suchen Unabhängigkeit. Einerseits durch finanzielle Sicherheit (Sparen, Vorsorge bereits in jungen Jahren) und durch neue Arbeitsformen. Etwa 17 Prozent der jungen Menschen können dieser Gruppe zugeordnet werden. Rund 60 Prozent von ihnen sind weiblich und dabei zu keinen Kompromissen in puncto Gesundheit oder gesunder Ernährung bereit. Den Klimawandel zählt diese Gruppe zu den ernsten Problemen.
  • Weltverbesser:innen mit höherer Bildung: Mit der höheren Bildung geht auch ein sehr geringer Optimismus einher. In diesem Segment finden sich 16 Prozent der jungen Menschen wieder. Fast ein Drittel studiert, über die Hälfte hat Matura und ist sehr urban. Der Verzicht auf ein eigenes Auto oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werden durch den Klimawandel, der als ein sehr ernstes Problem wahrgenommen wird, begründet. Der Wunsch nach Mobilität zeigt sich deutlicher bei ihren Zielen: Reisen, mal woanders leben und ein abwechslungsreiches Arbeitsleben mit modernen Arbeitsformen gehören dennoch dazu.
  • Tech-Hedonist:innen: „Wozu sparen?“ ist das Motto, das rund 16 Prozent der jungen Menschen antreibt. Sie leben nicht nur urban, sondern betrachten das Leben in der Stadt als wesentliches Ziel. Geld wird ausgegeben, die Marke der Produkte steht dabei Fokus. Sie orientieren sich am stärksten an ihrer Community und suchen nach Neuem. Der Besitz einer Wohnung oder eines Eigenheims wird nicht angestrebt. Konsum findet im Hier und Jetzt statt – Konsumverzicht oder Vorsorge wird abgelehnt. Als ein weniger ernstes Problem wird der Klimawandel gesehen.

-Quelle: Donau Versicherung AG, Triple M

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