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06.02.2025

Die AKV-Insolvenzstatistik Österreich 2024 – But the story will go on…

Mehr als zwei Jahre Rezession, eine anhaltende Industriekrise, gestiegene Material-, Energie- und Lohnkosten, eine steigende Arbeitslosigkeit, eine schrumpfende Wirtschaftsleistung, eine zunehmende Kaufzurückhaltung bei Konsumgütern und Immobilien haben in Österreich natürlich auch am Insolvenzsektor Spuren hinterlassen.

Das Jahr 2024 hat infolge dieser wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Rekordpleitenjahr an eröffneten Firmeninsolvenzen gebracht, wobei die Eröffnungen über dem Niveau der Finanzkrise 2007/2008 liegen.

Mit den 4.156 eröffneten Firmeninsolvenzen wurde ein historischer Höchstwert erreicht, wobei im Monatsdurchschnitt über das Vermögen von 346 Unternehmen Insolvenzverfahren eröffnet wurden.

Im Gesamtjahr 2024 haben sich die Firmeninsolvenzen wie folgt entwickelt:

2024  2023
Eröffnete Insolvenzverfahren 4.156 3.369 + 23,36 %
Verfahrensabweisungsbeschlüsse 2.612 2.162 + 20,81 %
Firmeninsolvenzen gesamt 6.768 5.531 + 22,36 %

Die Verfahrensabweisungen mangels Masse haben im letzten Jahr um ein Fünftel (20,81%) drastisch zugenommen, nachdem 2.612 Insolvenzanträge abgewiesen wurden, weil kein kostendeckendes Vermögen vorhanden war.

Entwicklung der Firmeninsolvenzen in den einzelnen Bundesländern

Die Steigerungsraten in den einzelnen Bundesländern für das Gesamtjahr 2024 ergeben sich aus nachstehender Tabelle und Grafik:

2024  2023
Wien 1.518 1.184 + 28,21 %
Niederösterreich 730  699 + 4,43 %
Oberösterreich  462  360 + 28,33 %
Salzburg  209  173 + 20,81 %
Tirol  234  189 + 23,81 %
Vorarlberg  100  81 + 23,46 %
Burgenland  159  113 + 40,71 %
Steiermark  526  430 + 22,33 %
Kärnten  218  140 + 55,71 %
eröffnete Firmeninsolvenzen 4.156 3.369 + 23,36%

Gefährdete Arbeitsplätze:

Anfang dieses Jahres veröffentlichte das AMS die erschreckenden Arbeitslosen-zahlen.

Nicht unerwartet ist daher auch die Anzahl der – von den eröffneten Firmeninsolvenzen – betroffenen Dienstnehmer im Vergleich zum Vorjahr gestiegen:

2024: 22.887 Personen
2023: 19.138 Personen

Branchen:

Bezüglich der Branchen ist auszuführen, dass nun der Handel mit den meisten Insolvenzen betroffen ist. Der Handel hatte im Jahr 2024 1.047 Insolvenzen zu verzeichnen, gefolgt vom Bau (919) und der Gastronomie (713).

Antragsstellungen:

Firmeninsolvenzen können über Eigenantrag des schuldnerischen Unternehmens oder über einen Gläubigerantrag eröffnet werden. Im Jahr 2024 sah das Verhältnis von Eigen- zu Gläubigeranträgen wie folgt aus:

Eigenanträge 1.843 44,35 %
Gläubigeranträge 2.313 55,65 %
Gesamt 4.156 100,00 %

Ausblick Firmeninsolvenzen:

Die Rezession hält sich in Österreich weiter hartnäckig und führte nicht nur dazu, dass es im Oktober und November zur Eröffnung mehrerer Großinsolvenzen (Leiner & kika Möbelhandels GmbH und KTM-Gruppe) kam, sondern es mussten auch viele Klein- und Mittelunternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen.

Die Produktions- und Investitionsrückgänge in der Immobilienkrise haben sich wie befürchtet auf den Handels- und Industriesektor übertragen. Durch die hohe Verunsicherung ist die Auftragslage in der Industrie weiterhin schwach und führt zu überfüllten Lagern und zum Wegfall von Arbeitsplätzen. Die daraus resultierende Unsicherheit am Arbeitsmarkt führt wiederum zu einem zurückhaltenden Konsumverhalten und zu einer sich beschleunigenden Wirtschaftskrise.

Die nach unten revidierten Wirtschaftsprognosen werden sich weiterhin in den nächsten Monaten in der Insolvenzstatistik widerspiegeln.

Der Alpenländische Kreditorenverband rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung, zumindest bis zur Jahresmitte 2025.

Privatinsolvenzen

Eine gegenteilige Entwicklung ist wider Erwarten am Privatkonkurssektor feststellbar. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen befinden sich die Eröffnungen annähernd auf dem Vorjahresniveau.

Es wurden um 20 Verfahren weniger eröffnet als im Vorjahr und die 8.821 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren bedeuten ein Minus von 0,23 %.

Entwicklung der Privatinsolvenzen in den einzelnen Bundesländern:

Bis auf Wien (+ 4,51 %) und Niederösterreich (+ 1,72 %) liegen in allen anderen Bundesländern Abnahmen vor, den größten Rückgang hat das Burgenland (- 14,20 %) zu verzeichnen, wie nachstehende Tabelle und Grafik zeigt:

2024  2023
Wien 3.010 2.880 + 4,51 %
Niederösterreich 1.303  1.281 + 1,72 %
Oberösterreich  1.249  1.276 – 2,12 %
Salzburg  374  382 – 2,09 %
Tirol  671  677 – 0,89 %
Vorarlberg  424  473 – 10,36 %
Burgenland  139  162 – 14,20 %
Steiermark  1.011  1.032 – 2,03 %
Kärnten  640  678 – 5,60 %
eröffnete Privatinsolvenzen 8.821 8.841 – 0,23%

Im Jahr 2024 wurden wöchentlich 170 Privatinsolvenzverfahren eröffnet.

Diese rückläufigen Zahlen am Privatkonkurssektor spiegeln die zunehmende österreichweite Verschuldung von Privatpersonen nicht wider. Eine der Ursachen liegt darin, dass wesentliche Teile der Schuldenberatung auf eine Existenzsicherung und nicht auf eine dauerhafte Entschuldung bzw. Schuldenregulierung ausgerichtet sind. Aufgrund der gestiegenen Lebenskosten ist das Ansparen einer Quoten-zahlung nicht möglich, im Gegenteil, in vielen Fällen werden Neuverschuldungen nicht zu verhindern sein.

Ausblick Privatinsolvenzen

Die steigenden Arbeitslosenzahlen werden zu einer zunehmenden Verschuldung führen. Die obigen Ausführungen zeigen, dass damit nicht zwingend steigende Insolvenzzahlen verbunden sind. Aus diesem Grund liegen auch annähernd gleich hohe Insolvenzzahlen in den Jahren 2023 und 2024 vor.

Der Alpenländische Kreditorenverband rechnet auch im Jahr 2025 mit knapp unter 9.000 liegenden Privatkonkurseröffnungen.

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