Gemeinde Hollenstein

Oberösterreich

06.03.2020

Wilde Jagd auf verborgene Sagenschätze

Wissen Sie, warum das Höllengebirge wie die jenseitige Unterwelt der Bestrafung heißt? Oder welche fantastischen Wesen dort angeblich hausten? Was ein vermeintlicher Meineid mit der schwarzen Pest am Attersee zu tun hat? Oder was hinter der Entstehung von Strudel und Wirbel steckt? Gemeint ist hier übrigens die spiralförmige Wasserbewegung, nicht die Mehlspeise – wobei auch in dieser Geschichte eine Schürze eine Rolle spielt! Und zwar die der heiligen Mutter Maria.

Wessen Neugier nun geweckt wurde, kann diese auf der Homepage der Landessagen stillen. Dahinter steckt das Interreg-Projekt „Sagen erzählen die gemeinsame Geschichte der Grenzregion Oberösterreich-Bayern“.

Gemeinsam grenzenlos erzählen

Das Kleinprojekt sammelt, erforscht und dokumentiert Lokalsagen. Initiiert wurde dieses Unterfangen von zwei Projektpartnern, nämlich dem Verein Kultur Plus OÖ und dem Verein Silva Bohemica aus Niederbayern. Die Idee dahinter: Sagen stiften lokale und regionale Identität, und mehr Bewusstsein für diese zu schaffen, sensibilisiert die Bevölkerung nicht nur dazu, sich mit der Regionalgeschichte zu befassen, sondern auch, die Gemeinsamkeiten der Grenzregionen zu sehen.

Viele Sagen finden sich bereits online, zusammengetragen von Dr. Elisabeth Schiffkorn, die sich seit 2003 intensiv mit der Welt der Sagen beschäftigt. Eigentlicher Projektbeginn ist aber erst Anfang Juli 2020, die Projektdauer ist auf ein Jahr angesetzt. Beim Zusammentragen der lokalen Sagen sind auch die Gemeinden gefragt, ihre Entstehungserzählungen zu teilen.

Mundpropaganda und dichterisches Volksgemüt

Wie das Wort „Sage“ schon verspricht, verbirgt sich dahinter eigentlich Gesagtes, also eine zunächst mündlich überlieferte Erzählung, die „durch das dichterische Vermögen des Volksgemüthes umgestaltet wurde“, wie schon die Gebrüder Grimm wussten. Damit diese Geschichten nicht dem Schicksal des Vergessenwerdens erliegen, werden sie von den beiden Vereinen nicht nur nieder geschrieben, sondern auch im Internet für Alle kostenlos zugänglich präsentiert.

Des Pudels wahrer Kern

Im Unterschied zum Märchen, in dem es normalerweise allgemeine Ortsangaben (im Wald, im Königreich) und typisierte Charaktere (die Prinzessin, die Hexe, der Prinz) gibt, ist die Basis der Sagen meist ein tatsächlicher Ort oder wirkliche Persönlichkeiten, deren Geschichten fantastisch ausgeschmückt werden und die übernatürliche Begleiter oder dämonische Gegner erhalten. Ein Sprichwort lautet auch: „Sagen haben einen wahren Kern.“

Durch genauere Lokalisierung und Datierung soll ein höherer Realitätsanspruch erreicht werden. Sagen spiegeln den jeweiligen Stand volkstümlicher Glaubensvorstellungen wider und besitzen daher auch einen interessanten Aussagewert in sozial- und auch religionsgeschichtlicher Hinsicht.

– E. AYAZ

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