Viele Gemeinden leiden darunter, dass sie einheimischen Familien keinen leistbaren Wohnraum bieten können – so auch Grödig. Doch die knapp 7.400-Einwohner-Gemeinde im Salzburger Flachgau hat eine Lösung gefunden. Um den teuren Grundstücks- und Wohnungspreisen den Kampf anzusagen, entwickelte die Gemeinde Grödig einerseits ein neuartiges Baulandsicherungsmodell und gründete andererseits kurzerhand eine eigene Wohnbaugesellschaft.
Vorbildwirkung für andere Gemeinden
„Das besondere an unserem Baulandsicherungsmodell ist, dass wir sehr schonend mit Grund und Boden umgehen“, erklärt Bürgermeister Herbert Schober. Dafür hat das Projekt vom Land Salzburg eine außerordentliche Wohnbauförderung von 8.000 Euro zusätzlich pro Wohneinheit zugesprochen bekommen. Es gilt als Vorbild für andere Gemeinden.
Kaufpreis um die Hälfte billiger als am Markt
„Die Gemeinde hat den Bauplan fertig verhandelt, die Grundstücke werden schlüsselfertig vergeben, wobei Eigenleistungen möglich sind. Insgesamt entstehen 22 Doppel- und Reihenhäuser auf je 200 bis 300 Quadratmetern Grundgröße. Bauherren sind die Bürgerinnen und Bürger selbst, die Gemeinde kontrolliert den Bauprozess begleitend, gibt aber die Umsetzung an den Bauträger ab“, so Schober. Der Kaufpreis am Markt liegt in Grödig derzeit bei sagenhaften 6.000 bis 7.000 Euro pro Quadratmeter. Mit dem Baulandsicherungsmodell können die Objekte um die Hälfte – nämlich um 3.000 Euro pro Quadratmeter übernommen werden.
Transparente Vergabe: „Freunde“ werden nicht bevorzugt behandelt
Vorzeigecharakter hat auch der Vergabeprozess der Parzellen, bei dem besonders auf Transparenz geachtet wird. Wenig überraschend ist die hohe Nachfrage – doch die 22 Häuser werden nach bestimmten Kriterien vergeben. Da die Häuser für junge Familien konzipiert sind, werden nur Bewerberinnen und Bewerber bis 45 Jahre akzeptiert. „Grundsätzlich müssen alle die Kriterien der Salzburger Wohnbauförderung erfüllen. Danach bekommt man Zusatzpunkte, wenn man beispielweise bereits eine gewisse Zeit in Grödig wohnhaft war, wenn man Kinder hat, oder wenn man ehrenamtlich oder in einem Verein in Grödig aktiv ist“, erklärt der Bürgermeister. „Wir wollen junge Grödiger Familien, die sich auch für die Gemeinde engagieren und Ehrenamt wertschätzen.“ Die Punktevergabe wird offen kommuniziert und von politisch unabhängigen Mitarbeitenden der Gemeinde berechnet. Die Bewerberinnen und Bewerber können ihre Reihung sogar beeinspruchen. Wer am meisten Punkte erreicht, kann sich das Grundstück aussuchen. „Bei Punktegleichstand wird per Los entschieden – natürlich in Anwesenheit der Bewerber selbst“, versichert der Ortschef.
Nach der offiziellen Vergabe soll es schnell gehen: Baubeginn ist im September, die ersten Häuser sollen bereits im Dezember des nächsten Jahres fertig sein. Gebaut wird nach dem Plan, den die Gemeinde im Vorfeld ausverhandelt hat. Die Gemeinde behält sich außerdem für 40 Jahre ein Vorkaufs- oder Weitergaberecht vor, wobei eine Weitergabe innerhalb der Familien trotzdem möglich ist.
Grödig gründet gemeinnützige Wohnbaugesellschaft
Auch bei bestehenden Gebäuden hat sich die Gemeinde abgesichert: Die „Wohnen in Grödig“ gemeinnützige WohnbaugesmbH wurde kurzerhand gegründet, um der Gemeinde mehr Spielraum bei der Steuerung von Wohnraum zu verschaffen.
„Nachdem die Wohnungspreise bei uns sehr hoch sind, haben wir uns gedacht: Wir müssen entgegensteuern und nehmen jetzt die Dinge selbst in die Hand.“ – Bürgermeister Herbert Schober
Die Wohnbaugesellschaft erfüllt demnach zwei Aufgaben: Einerseits fördert sie die Nachverdichtung. Bürgermeister Herbert Schober nützt dafür das Raumordnungsgesetz und genehmigt Wünsche von Bauträgern nach dichterer Verbauung nur unter folgender Bedingung: „Hier ist mit den Bauträgern vereinbart, dass 50 Prozent der zusätzlich entstandenen Wohnfläche an die Gemeinde Grödig zum Fixpreis von 3.000 Euro Brutto pro Quadratmeter weitergegeben werden muss.“ Auf diese Weise wurden bereits einige Wohnungen erworben, die zu einem relativ niedrigen Preis an junge Familien vermietet oder auch als Eigentumswohnung verkauft werden.
Gemeinde sollte Grund selbständig steuern können
Andererseits befinden sich dank der gemeindeeigenen Wohnbaugesellschaft nun schon zwei neue Grundflächen in Gemeindehand. Dort könnten mit der eigenen Wohnbaugesellschaft ebenfalls leistbare Mietwohnungen entstehen. „Es ist unser Ziel, Bürgerinnen und Bürgern günstiges Wohnen zu ermöglichen. Dafür ist es hilfreich, wenn die Gemeinde dies selbst steuern kann“, betont der Grödiger Bürgermeister. Anderen Gemeinden rät er, genauso den mutigen Schritt zu wagen und das Thema Wohnbaupolitik aktiv anzugehen.
-E. SCHUBERT
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