Weißbach bei Lofer ist mit 447 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Salzburger Pinzgau und liegt, umgeben von den Ausläufern des Steinernen Meers, wenige Kilometer entfernt von Saalfelden. Die Kleinstgemeinde inmitten der malerischen Naturparklandschaft wirkt auf den ersten Blick Welten entfernt von Themen wie Klimanotstand und Umweltkrise. Doch der erste Eindruck täuscht.
Gemeinde kämpft für Klimaschutz
Tatsächlich ist Weißbach als eine von 228 e5-Gemeinden in Österreich aktiv am Klimaschutz beteiligt. Seit die kleine Pinzgauer Gemeinde 1998 dem Programm für energieeffiziente Gemeinden beigetreten ist, setzt sie sich mit nachhaltigen Projekten für die Umwelt ein.
Ursprünglich kam die Initiative vom damaligen Ortschef Egon Fröschl, heute trägt Bürgermeister Josef Michael Hohenwarter den Klimaschutzgedanken weiter. Er fördert maßgeblich alle Umweltbestrebungen im Ort und in der Bevölkerung. So unterstützt die Gemeinde ihre Bürger finanziell bei der Installation von Photovoltaikanlagen und übernimmt 25 Prozent der Kosten für ein Jahresticket bei den Öffis.
Höchste Auszeichnung für kleinstes Dorf
Dass sich der langjährige Einsatz lohnt, hat sich im April 2019 gezeigt, als Weißbach als dritte Gemeinde in Salzburg das „fünfte e“ verliehen wurde, also die bestmögliche Auszeichnung des Programms. Dazu kommt, dass die kleine Gemeinde mit 81,8 Prozent den höchsten Umsetzungsgrad im Bundesland aufweist.
Um sich heute als die energieeffienteste Gemeinde Salzburgs bezeichnen zu können, mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden. „Jede Gemeinde kann dabei eine maximale Punktezahl erreichen, die je nach den Möglichkeiten der Gemeinde unterschiedlich ausfällt“, erklärt Verena Steiner. Sie ist Managerin der Klima- und Energiemodellregion Nachhaltiges Saalachtal und e5-Beauftragte in Weißbach.
Jeder kann etwas beitragen
„Natürlich war es kein Spaziergang, das „fünfte e“ zu erreichen“, meint Steiner und nennt als eine der größten Herausforderungen die komplette Verbannung von Ölheizungen. Derzeit werden bereits 90 Prozent des Wärmeverbrauchs durch Biomasse gedeckt. Nun versucht die Gemeinde, jene acht Haushalte, die noch mit Öl heizen, mit finanziellen Anreizen dazu zu bringen, sich an das Fernwärmenetz anzuschließen. Man habe aber Verständnis für die Bürger, sagt Steiner, in einem 447-Seelen-Dorf kenne schließlich jeder jeden, und daher sind auch die jeweiligen Gründe bekannt.
Eines der aktuellsten Projekte war die Anschaffung eines E-Autos, mit dem alle kommunalen Fahrten erledigt werden. Als Carsharing steht es auch den Bürgern zur Verfügung. Nutzer tragen sich über einen öffentlichen Google-Kalender ein und fahren nach den ersten 200 Gratiskilometern um 20 Cent pro Kilometer. „Uns geht es darum, mit dem Carsharing die Zweitautos in den Familien zu ersetzen“, so Steiner.
Aufklärung für die Umwelt
Zusätzlich zum Carsharing punktet Weißbach in der Kategorie nachhaltige Mobilität mit überdachten Fahrradabstellanlagen. In Sachen erneuerbare Energien hat Weißbach schon vor 15 Jahren auf eine Photovoltaikanlage am Dach der Volksschule investiert. Mittlerweile nutzen alle kommunalen Gebäude die Erträge der Solarenergie. Nachts erhellen das Weißbacher Ortsgebiet LED-Lampen und umweltbewusste Autofahrer können beim Aufladen des eigenen oder des Carsharing-Fahrzeugs aus zwei Ladestationen wählen.
Grundsätzlich werden die Maßnahmen von der Bevölkerung sehr gut angenommen, sagt Steiner, aber hin und wieder stoße man auch auf Skepsis. Gerade bei E-Fahrzeugen müsse man viel Aufklärungsarbeit leisten, erzählt die e5-Beauftragte: „Derzeit hört man so viel Negatives über die Batterien, dabei steht das in keinem Verhältnis zu dem, was Benzin oder Diesel anrichtet.“ Um die Bürger über solche Irrglauben aufzuklären und sie über Fördermöglichkeiten und aktuelle e5-Aktivitäten zu informieren, soll es künftig eine regelmäßige „Energiezeitung“ vom Weißbacher e5-Team geben.
Es kommt nicht auf die Größe an
Das neunköpfige e5-Team besteht hauptsächlich aus Ehrenamtlichen und wird von der Gemeinde unterstützt. In einem kleinen Ort wie Weißbach sei die Umsetzung der e5-Ziele tendenziell sogar einfacher, als in einem großen, glaubt Steiner. In Zukunft werde man daran arbeiten, den erreichten Level zu erhalten.
„Natürlich ist uns klar, dass wir bei diesem globalen Problem nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, aber das demotiviert uns nicht“, sagt Steiner mit Hinblick auf die Größe ihrer Gemeinde. Jeder solle sich nach seinen Möglichkeiten voll und ganz für den Klimaschutz einsetzen. „Schließlich“, fährt sie fort, „ist es die Aufgabe einer Gemeinde, ihre Bürger dementsprechend zu motivieren.“
Betreuung durch Experten
In Salzburg werden e5-Gemeinden wie Weißbach vom Institut für Raumordnung und Wohnen betreut, das Programm gibt es aber in jedem Bundesland (siehe nebenstehende Box). Bei einem jährlichen Erfahrungsaustausch mit allen e5-Gemeinden im Bundesland besteht die Möglichkeit, sich Anregungen zu holen. Die e5-Berater organisieren Seminare und Exkursionen und begleiten die Gemeinden in strategischen und inhaltlichen Belangen.