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Panorama

04.09.2019

Nachhaltiges Engagement wird belohnt

Sucht man im Internet das Wort Stoder, so stößt man auf die Bedeutung "felsiger Berg". Liegt die oberösterreichische Gemeinde also dahinter versteckt? Das Gemeindewappen deutet zwar darauf hin, jedoch hat der Ortsname einen ganz anderen Ursprung.

Die 940-Einwohner-Gemeinde im Süden Oberösterreichs hat trotz ihrer geringen Einwohnerzahl einiges zu bieten. Obwohl der Name Hinterstoder etwas anderes vermuten lässt, ist die Gemeinde keinesfalls rückständig, sondern in vielen Bereichen weit voraus. Nicht umsonst kann sie sich seit 2018 über einen ganz besonderen Preis freuen. Der Name Hinterstoder rührt jedoch auch nicht von einer felsigen Berglandschaft her.

„Kalter, steiniger Boden

Urkundlich scheint die Benennung „Stoder“ erstmals in einem Kremsmünsterer Brief um 1240 auf und wurde aus dem Slawischen mit „kalt“ oder „steiniger Boden“ übersetzt, da das Tal damals von Slawen besetzt war. Hinterstoder setzt sich folglich aus der slawischen Übersetzung „kalter, steiniger Boden“ und „Hinter-“ zusammen. Letzteres beschreibt den hinteren Teil des rund 25 Kilometer langen Stodertales.

Eine Mondsichel und drei silberne Spitzen

Bereits seit dem 12. Jahrhundert gehört der Ort Hinterstoder zum Herzogtum Österreich. Inmitten des Hochgebirges, damals schwer zugänglich und von der Außenwelt fast völlig isoliert, war sein Schicksal eng verknüpft mit jenem des Kollegiatstiftes Spital am Pyhrn, zu dessen Herrschaftsbereich es Jahrhunderte angehörte. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Grundherrschaft zu Ende ging, entwickelte sich eine Unabhängigkeit, das die Aufwärtsentwicklung einleitete. Von der damaligen Abgeschiedenheit ist heute kaum noch etwas zu merken, einzig das Gemeindewappen erinnert noch an die Regentschaft des Stiftes. Die darauf abgebildete, mit einem Kreuz besteckte, gestürzte Mondsichel war nämlich dessen Wappenbild. Die drei silbernen Spitzen kennzeichnen das Gebirgsmassiv der Spitzmauer, des Priel-Stockes und der Warscheneck-Gruppe, welche das Stodertal einschließt.

Kirche in nur zwei Jahren erbaut

1783 wurde mit dem Bau der Kirche, einer spätbarocken Saalkirche, begonnen. Es arbeiteten 18 Maurer, ein Malterrührer und 17 Zimmerleute und in nur zwei Jahren konnte sie fertiggestellt werden. Die Segnung erfolgte am „16. Herbstmonde des Jahres 1787“ nach Kreuzerhöhung, deshalb wird sie auch „Heilige Kreuzkirche“ genannt und ist heute denkmalgeschützt. Die kirchlichen Einrichtungsgegenstände sind hauptsächlich vom Stift Spital beigestellt worden. Im selben Jahr ernannte der Bischof von Linz Matthäus Lichtenauer zum Pfarrer von Inner- (Hinter-) stoder, welcher später der letzte Propst von Spital wurde. Von diesem Tag an hatte Hinterstoder seinen eigenen Pfarrer und war seelsorgerisch unabhängig und selbständig.

Das Wappen der Gemeinde verweist auf den Gebirgszug, der das Stodertal einschließt.

Tourismus bereits im 19. Jahrhundert

Der Tourismus hat in Hinterstoder eine lange Tradition. Von 1890 sind bereits erste Aufzeichnungen zu Fremdennächtigungen erhalten. 1910 begann schließlich der Schilauf, der mit der Errichtung einer Seilbahn 1959 für einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Gemeinde sorgte. Heute umfasst das Schigebiet 14 Lifte und insgesamt 40 Pistenkilometer und ist als das El Dorado für Winter- als auch Sommersportler bekannt. Seit 1986 finden zudem Rennen im Rahmen des Alpinen Schiweltcups statt.

Die Perle des Stodertales

Der künstlich angelegte See Schiederweiher ist zurecht eines der beliebtesten Ausflugsziele in Hinterstoder. Seine idyllische Lage und die Aussicht auf den Großen Priel (2.515m) und die Spitzmauer (2.446m) machen ihn zum Hotspot für Wanderungen im Sommer und Winter und geben ihm den Namen „Perle des Stodertales“.

Das Alpineum – kein verstaubtes Heimatmuseum

Das 1998 errichtete Museum befasst sich unter anderem mit der Geschichte des Wintersports vom „Schifahren bis zum Schiweltcup“ bis hin zu Meilensteinen des internationalen Alpinismus. Weiters wird auch eine umfassende Information für Wanderer und Bergsteiger geboten. Eine abwechslungsreiche Gestaltung, moderne Technik mit historischen und aktuellen Videos und akustischen Effekten, der Abfahrtssimulator und ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät lassen die Bergwelt zum Erlebnis werden. Beim „Museum of the Year Award 2000“ wurde es zu einem der besten Ausstellungshäuser Europas gekürt. Aber auch in anderen Bereichen liegt Hinterstoder innerhalb Europas im Spitzenfeld und wurde dafür ausgezeichnet.

Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2018

Der hohe Standard, den die Gemeinde aufrechterhält, wurde außerdem durch die Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises 2018 bestätigt. Hinterstoder wurde unter 23 Einreichungen zum Sieger im Wettbewerb gekürt. Nach dem diesjährigen Motto „we!ter denken“ würdigte die internationale Fachjury dabei die „Hebung der Lebensqualität in einem attraktiven, innovativen und zukunftsfähigen Dorf.“ Dieser Erfolg basiert maßgeblich auf dem regen Ideenaustausch innerhalb der Gemeinde. Einige Maßnahmen, die die Gemeinde bereits umgesetzt hat, sind die Rückwidmung von Baugrundstücken in Grünland, die effiziente Nutzung von endogenen Rohstoffen zur Wärmegewinnung, die Umstellung der Ortsbeleuchtung gemäß Energieeffizienz sowie die Förderung einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Mobilität unter dem Namen „Stoder sanft mobil“.

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