Buchtipps

11.09.2019

Simon Hadlers wirklich wahre Fakten

In seinem Buch "Wirklich wahr! Die Welt zwischen Fakt und Fake" präsentiert Simon Hadler auf 270 Seiten, wie die (sozialen) Medien Statistiken und Umfragen ausnutzen, um ihr Publikum zu manipulieren. Er zeigt aber, wie man Fakten "richtig" verwendet.

Fakten wiegen im digitalen Zeitalter maximal soviel wie ein leerer Plastikbecher, nämlich so gut wie gar nichts. Jeder und jede kann Behauptungen veröffentlichen und diese mit vermeintlich richtigen Fakten belegen. Wie es gerade passt wird hier mal was hinzugefügt und da mal was weggelassen. Eine Taktik die, wenn sie richtig eingesetzt wird, viel Aufmerksamkeit verspricht. Das haben auch die Massenmedien erkannt und sich gekonnt zu Nutze gemacht.

Bunte Grafiken veranschaulichen die Kurztexte und lockern das Buch auf.

Fake News und Lügenpresse

Mit diesen sogenannten Fake News beschäftigt sich Simon Hadler in seinem Buch „Wirklich Wahr! Die Welt zwischen Fakt und Fake“. Er stellt gut ausgewählte Statistiken vor und beantwortet damit drängende Fragen wie zum Beispiel: Steigt die Scheidungsrate mit dem Konsum von Margarine?

Auch österreichische Medienbeiträge werden kritisch unter die Lupe genommen und reißerische Schlagzeilen von ihm untersucht und, wenn nötig, widerlegt. Jeder Text wird von einer komplexen aber leicht verständlichen Illustration begleitet, dafür verantwortlich zeichnet sich Stefan Rauter.

„In Medienberichten werden Fakten übertrieben, Quellen nicht überprüft, Behauptungen aufgestellt, Statistiken falsch zitiert oder aus dem Kontext gerissen“, schreibt der studierte Kommunikations- und Politikwissenschafter Halder in einem 60-seitigen-Essay, der er seinen Fallbeispielen voranstellt. Diese gehen nicht nur auf weit verbreitete Klischees ein („Warum die Weißrussen so viel saufen“), sondern behandeln auch aktuelle Themen wie Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl.

Um achtsameren Medienumgang wird gebeten

Hadler, der seit fast zehn Jahren leitender Kulturredakteur bei orf.at ist, plädiert auf einen achtsameren Umgang mit Medieninhalten, vor allem mit solchen, die sich auf Statistiken stützen. Fehlt beispielsweise die Quellenangabe sei Vorsicht geboten. Ebenso sollten die aufbereiteten Inhalte nicht einfach so hingenommen, sondern vielmehr kritisch hinterfragt werden.

Beim Lesen der Texte merkt man schnell, dass der 45-Jährige Autor vom Fach ist: Er besticht mit einer klaren Sprache und prägnanten Aussagen. Die Textlänge ist außerdem ideal, um das Buch unterwegs zu lesen, so wird die tägliche Pendlerei in die Arbeit durchaus interessant (sofern sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt). Die bunten Grafiken ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, Mitleser in der U-Bahn oder im Zug sind nicht selten.

Der Humor kommt nicht zu kurz

Genausowenig wie komische Seitenblicke, die man erntet, wenn man über eine Formulierung oder Zeichnung schmunzelt, was in durchaus regelmäßigen Abständen vorkommt. Hadler verrät zum Beispiel, wie man seine Chancen auf der Datingplattform Tinder erhöhen kann: Bei den Männern kommen die Berufsgruppen Pilot, Unternehmer und Feuerwehrmann gut an. Bei den Frauen sind Physiotherapeutinnen, Innenarchitektinnen und Unternehmerinnen heiß begehrt.

Dass das Sachbuch ohne eine Conclusio endet, ist schade. Ein Abschlusskapitel wäre vor allem bei so einem aktuellem und polarisierendem Thema wünschenswert gewesen.

Infos zum Buch

Titel: Wirklich Wahr! Die Welt zwischen Fakt und Fake
Autor: Simon Hadler
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Deuticke
Seitenanzahl: 270
Preis: 22,70 Euro
ISBN: 9783552063501

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