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Panorama

12.09.2019

Voller Posteingang in Mailberg?

Im Bezirk Hollabrunn liegt der kleine Ort Mailberg, der nichts mit der elektronischen Nachricht zu tun hat, sondern vom Weinbau geprägt ist. Zur Gemeindegeschichte zählen aber auch Schlachten und Schenkungen, die weitreichende Folgen nach sich zogen.

Die Zeit, die man damit verbringt nutzlose Mails zu löschen ist nicht unbeträchtlich. Man könnte meinen, dass diese lästige Aufgabe die Bürger des Orts Mailberg noch mehr in Anspruch nimmt. In der niederösterreichischen Gemeinde gibt es aber gar keinen Berg von Mails, dafür aber einen Berg von spannenden Geschichten, die unter anderem auch die Namensherkunft erklären.

Die Kellergasse „Hundsschupfen“ steht sogar unter Denkmalschutz.

Namensgebende Gegend

Die ersten Nachweise auf eine Siedlungstätigkeit stammen aus dem dritten Jahrtausend, der Wald- und Fischreichtum diente als gute Existenzgrundlage. Zu dieser Zeit hieß die Marktgemeinde im nördlichen Weinviertel noch Mauriberg, das geht aus einer Urkunde aus dem Jahr 1055 hervor. Der Name deutet auf die Lage der damaligen Siedlung hin. Die mauergleichen Sandwände, die das kesselförmige Tal einkreisten, charakterisierten die Gegend.

Geschichtsträchtige Ereignisse

Geschichtliche Bedeutung erlangte der 500-Einwohner-Ort insbesondere durch die Schlacht von Mailberg, bei der am 12. Mai 1082 der Babenberger Leopold II gegen den Böhmenfürsten Wratislaw verlor. Davon zeugen auch große Mengen an Menschen- und Pferdeknochen, die 1899 gefunden worden sind.

Ein weiteres geschichtsträchtiges Ereignis fand 1145 statt. Da nämlich wurde der Ort an den Johanniterorden geschenkt, der anschließend die Kommende Mailberg gründete. Mailberg lag zu Füßen des Friedhofberges, wurde aber nach der Schenkung verlegt. Der Orden baute auf einer kleinen Anhöhe südlich des Ortes ein Kloster.

Dieses Kloster war auch der Grundstein für das Schloss Mailberg, zu dem es im 16. Jahrhundert aus- und umgebaut wurde. Es befindet sich auch heute noch im Besitz des Souveränen Malteser Ritterordens, die heutige Form des Johanniterordens. Die Bedeutung des Schlosses begründete sich auch aus seiner günstigen Lage: Es befand sich an einer wichtigen Handels- und Pilgerroute.

Drei Kirchen im Ort

Dem Schloss zugehörig ist die Pfarrkirche von Mailberg, die dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet ist. Ursprünglich wurde sie im 13. Jahrhundert als gotische Hallenkirche gebaut und 1609 barockisiert.

Einen guten Ausblick über Mailberg bietet die Kunigundenkirche aus dem 15. Jahrhundert, die sich auf dem markanten Hügel an der Nordseite des Dorfes befindet.

Die dritte Kirche in Mailberg. die heilige Grabkapelle, liegt etwas außerhalb und kam durch eine abenteuerliche Legende zu ihrem Namen. Ein Johanniter, der längere Zeit in Jerusalem verbrachte, kam nach Mailberg und wollte dort ebenfalls eine Grabeskapelle erbauen. Er erinnerte sich an die Entfernung vom Ölberg zur Grabeskirche in Jerusalem und schritt dieselbe Weglänge ab. Als Ausgangspunkt wählte er das Bergkirchlein St. Kunigunde. Am Ende des Weges ließ er die Grabkapelle errichten.

Hauptverdienst Weinbau

Heute ist im Schloss Mailberg ein Hotel beherbergt, außerdem befindet sich im Keller der Hauptsitz der sogenannten „Mailberg Valley“. Eine Gemeinschaft, zu der sich die Weingüter im Ort zusammengeschlossen haben. Der Weinbau hat eine lange Tradition, bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1207 ist davon die Rede. Aktuell befinden sich rund 200 Weinkeller im Ort.

Auch die Kellergassen, die sich in Mailberg finden, sind typisch für Weinbauregionen. So bezeichnet werden als Hohlweg ausgebildete Gassen, an der sich die Weinkeller befinden. In Mailberg gibt es vier Kellergassen, wovon eine komplett unter Denkmalschutz steht. Diese ist 900 Meter lang und besteht aus 78 Gebäuden.

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