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Burgenland

Coronavirus

Tourismus

12.06.2020

Podersdorf: „Man muss auch mutig sein“

Bürgermeisterin Michaela Wohlfahrt spricht im Interview mit Kommunalnet von schwierigen Entscheidungen, dem Gemeindepaket als große Chance und was es braucht, um auch aus der Krise das beste rauszuholen.

Die Coronakrise traf auch den Surf-Hotspot Podersdorf am Neusiedler See „mitten ins Herz“, Bürgermeisterin Michaela Wohlfahrt blickt der kommenden Saison aber trotzdem optimistisch entgegen

Ein schmerzhafter Einbruch der Ertragsanteile setzt den österreichischen Gemeinden zu. Tourismusorte leiden außerdem unter der verkürzten Saison und den Reisebeschränkungen, die ausländische Gäste wohl noch länger fernhalten werden. Die Gemeinde Podersdorf am Neusiedler See ist berühmt als idealer Standort für Kiten und Surfen. Trotz spätem Start bleibt Bürgermeisterin Michaela Wohlfahrt aber optimistisch.

Schwierige Bedingungen zum Haushalten

Das Seebad in Podersdorf lockt jeden Sommer tausende Menschen – zum Kiten und Surfen dank der idealen Windbedingungen, zum Radlfahren in den pannonischen Ebenen oder einfach zum Entspannen am Neusiedler See. Im April 2019 verzeichnete Podersdorf noch ein Rekordplus an Nächtigungen, diese blieben heuer zur Gänze aus. Mit 29. Mai darf offiziell das Strandbad eröffnet werden, jetzt schon dürfen sich dort Menschen, die im Umkreis von 15 Kilometern wohnen, zur sportlichen Betätigung aufhalten. Dafür darf aber kein Eintritt verlangt werden. Verbunden mit den steigenden Personalkosten und dem Aufwand für mehr Desinfektions- und Reinigungmittel (die Sanitäranlagen müssen stündlich desinfiziert werden) bedeutet das ein Minus fürs Gemeindebudget.

„Die Coronakrise ist natürlich sehr schmerzhaft für uns. Wäre der Virus aber im Sommer gekommen, bin ich der Meinung, dass wir ein Hotsport geworden wären. Ich hätte mitten in der Saison von heute auf morgen den Strand sperren müssen – der Druck wäre enorm gewesen. In so eine Situation kann man sehr schnell reinschlittern“, schaudert die Bürgermeisterin. Sie hat Verständnis für die schwierige Situation, in der sich die Tiroler Bürgermeister zu Beginn der Krise befanden.

Großer Druck wegen Campingplatz-Schließung

Wie Hotels und Herbergen mussten mit dem Inkrafttreten der Covid-19-Maßnahmen in Podersdorf auch die Campingsplätze und mobilen Plätze für Wohnwägen geschlossen werden. Das löste einen Sturm an E-Mails an die Gemeinde aus. „Viele Leute wollten raus aus der Stadt und den Lockdown am mobilen Platz hier in Podersdorf aussitzen“, erzählt die Bürgermeisterin. „Der Druck war massiv“, so Wohlfahrt. Vor zwei Wochen wurde begonnen, Dauercamper wieder auf ihren Platz zu lassen, mit 29. Mai dürfen schließlich auch weitere Gäste wieder am Campingplatz verweilen.

„Am Pfingstwochenende sind wir bereits voll ausgebucht, es gibt lange Anmeldefristen“, freut sich Wohlfahrt. „Unser Areal ist groß genug, hier braucht man keine Angst, haben übereinander zu liegen. Unser Strand ist 2,5 Kilometer lang, wir haben also Platz für tausende Menschen, im Gegensatz zu Thermen oder Schwimmbäder.“

Gemeindepaket als große Chance

Im Mai verzeichnete Podersdorf ein Minus von 30,9 Prozent der Ertragsanteile. Es gab auch Bitten und Ansuchen auf Ratenzahlungen bei Kommunalabgaben und Mobilplatzpächtern, denen man von Seiten der Gemeinde mit Stundungen entgegengekommen ist – das schmerzt im Gemeindebudget natürlich. „Die Landesregierung sagt, wir sollen sorgsam mit unseren Geldern umgehen. Wir sehen aber das Gemeindepaket als große Chacnce, und sind noch stärker daran interessiert, einen finanziellen Akzent zu setzen. Die Krise ist nämlich auch eine Chance für den inländischen Tourismus. Wir sind mitten in der Ausschreibung für ein neues Projekt, und führen bereits Gespräche mit zwei Firmen bezüglich eines Erlebnisspielplatzes. Es gehört eben auch Mut dazu, mit Optimismus alleine geht’s nicht“, weiß Wohlfahrt.

Die Bürgermeisterin geht davon aus, dass es einen Anstieg an österreichischen Touristinnen und Touristen, und auch Tagesausflügler, diesen Sommer geben wird. „Nächstes Jahr werden wir noch mehr zu bieten haben, und das neue Spielbad wird eröffnen, das wird sich bestimmt auch positiv auf die Nächtigungszahlen auswirken“, ist sich die Podersdorfer Bürgermeisterin sicher.

Virus nicht unterschätzen

„Grundsätzlich bin ich ein optimistischer Mensch, und ich hoffe auf eine gute Saison. Das Soll werden wir nicht erreichen, aber wir werden das bestmögliche machen, um unsere Gäste zufrieden zu stellen. Und wir werden auch sicher stellen, dass sie sich hier nicht fürchten müssen – das Virus darf man nämlich auch nicht unterschätzen“, so Michaela Wohlfahrt.

– E. AYAZ

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