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18.03.2022

Warum Wohnen immer teurer wird

Nachdem in den letzten Jahrzehnten in vielen Gebieten Österreichs die Landflucht zum Problem geworden ist, wurde in der Pandemie der ländliche Raum für viele Menschen wieder ein attraktiver Ort zum Leben. Die niedrigen Kreditzinsen verstärkten den Trend in Richtung Eigenheim am Land noch zusätzlich. Die steigende Nachfrage trifft jedoch auf ein nur kaum steigendes Angebot an Immobilien. Das führte dazu, dass sich die Immobilienpreise 2021 deutlicher als in den Vorjahren verteuert haben, und zwar sowohl in Wien und anderen Ballungszentren als auch im ländlicheren Österreich.

Die Daten des Wohnimmobilienpreisindexes der Nationalbank zeigen, dass die Preise von Wohnungen und Einfamilienhäusern so stark stiegen wie seit rund 18 Jahren nicht mehr.

Wohnen in Speckgürteln wird teurer

Die Pandemie hat nicht nur für einen zusätzlichen Nachfrageschub auf dem Immobilienmarkt gesorgt, sondern auch für eine Verschiebung der Nachfrage: Zwar sind Immobilien in Wien und anderen Großstädten nach wie vor begehrt, höher ist die Konkurrenz inzwischen jedoch in den Speckgürteln. Vor allem familientaugliche Eigenheime sind heiß begehrt. Das Angebot an Baugründen wird dort immer knapper.

So wächst der Speckgürtel rund um Wien weiter an und reicht mittlerweile bis zu 40 Kilometer nach Niederösterreich hinein. Im Westen geht er bis Tulln, Korneuburg oder Stockerau, im Norden bis Wolkersdorf und Groß-Enzersdorf, im Süden bis Baden und im Osten bis Hainburg.

In Niederösterreich werden auch die meisten Einfamilienhäuser gekauft – und die Nachfrage wird weiter ansteigen.

Homeoffice macht auch Gebrauchtimmobilien teurer

Die enorm gestiegene Inanspruchnahme von Homeoffice verstärkte den Trend vor allem in ländlichen Gegenden, die auch über eine gute Verkehrsanbindung verfügen. Dort setzte eine regelrechte Aufholjagd ein, was dazu führte, dass auch gebrauchte Wohnungen und Einfamilienhäuser um rund 15 Prozent teurer wurden.

Entwicklung 2021

Der Wohnimmobilienpreisindex der Nationalbank zeigt für das vierte Quartal 2021:

  • Die Wohnimmobilienpreise stiegen in Wien um 11,3 Prozent. Außerhalb Wiens legten sie sogar um 13,9 Prozent zu (immer im Verhältnis zum jeweiligen Quartal des Vorjahres).
  • Die stärkste Verteuerung gab es bei Einfamilienhäusern außerhalb Wiens. Hier beschleunigte sich der der Anstieg der Preise von 10,4 Prozent im dritten Quartal 2021 auf 15,5 Prozent im vierten.
  • Gebrauchten Wohnungen (ebenfalls außerhalb Wiens) wurden um 14,5 Prozent teurer.
    Bezogen auf den Neubauwohnungsmarkt lagen die Preissteigerungen auf Jahresbasis in Wien bei 10,6 Prozent, während sie außerhalb Wiens um 10,8 Prozent zulegten.
  • Beflügelt werden diese Preise von der höchsten Inflation seit den frühen 80er-Jahren und negativen Realzinsen bei Anleihen.

Wohntrends

„Angesichts niedriger Sparzinsen sind Grundstücke eine beliebte Anlageform geworden“, berichtet Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer des Maklerunternehmens RE/MAX. „Für junge Familien ist das klassische Einfamilienhaus nicht mehr leistbar, daher sind Doppel- und Reihenhäuser enorm gefragt.“

Ein weiterer Trend geht, vor allem im städtischen Bereich, in Richtung Singlehaushalte, und für Senioren wird betreutes Wohnen immer mehr zu einer Option. „Das muss bei der Planung von Wohnprojekten bedacht werden“, rät Reikersdorfer.

Wohnen hat an Wertigkeit gewonnen

„Wir erleben, dass sich Werte verändern. Lebensqualität ist den Menschen heute wichtiger denn je. Das betrifft auch das Wohnen“, weiß der Meinungsforscher Werner Beutelmeyer vom Linzer Market Institut. „,Gut wohnen‘ ist ein elementarer Grundwert und eine tiefe Sehnsucht geworden. Das geht vom Wunsch nach einem Häuschen im Grünen bis zur schicken Penthousewohnung.“ Wohnen sei einerseits mit der menschlichen Eitelkeit verbunden. „Ein Haus oder eine Wohnung sind eine Bühne des Ichs“, meint Beutelmeyer. „Das ist auch ein Grund, warum so viel Wert auf Einrichten oder Küchengestaltung gelegt wird.“

Angesichts der hohen Inflation wird auch der Vorsorgegedanke beim Wohnen immer wichtiger. „Weil das Geld immer weniger wert wird, suchen die Menschen einen sicheren Hafen und investieren in Betongold.“

Anderseits sei mittlerweile vielen Österreicherinnen und Österreichern bewusst, dass zu viel Boden verbraucht wird. Daher werde der Ruf nach Verdichtung und Stärkung der Ortszentren immer lauter.

„Alle Umfragen zeigen, dass den Gemeinden in diesem Bereich enorm viel zugetraut wird. Die Menschen vertrauen darauf, dass sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern für sie einsetzen. Dieses Vertrauen gilt es zu nutzen“, so Beutelmeyer.

Prognosen für 2022

Das Maklerunternehmen RE/MAX prognostiziert für das laufende Jahr:

  • Das Angebot an Immobilien wird kaum steigen, die Nachfrage wird jedoch weiter zunehmen.
  • Der Preistrend bei Wohnimmobilien zeigt stark nach oben.
  • Am stärksten nachgefragt sind Baugrundstücke, Wohnobjekte in Einzellagen, Einfamilienhäuser und Wochenendhäuser, also Immobilien mit mehr Distanz zum Nachbarn.
  • Die Preise für Eigentumswohnungen legen generell wieder stärker zu, die Rentabilität von Anlegerwohnungen geht weiter zurück.
  • Gewerbeimmobilien: Die Prognose für 2022 ist nicht rosig, aber auf oder knapp über dem Niveau der Jahre 2018 bis 2020.
  • Höchste Dynamik wird für die Bundesländer Vorarlberg und Kärnten prognostiziert.

Checkliste für den Grundstückskauf

Wer ein Grundstück erwerben will, sollte einige wesentliche Punkte beachten:

  1. Passendes Grundstück finden und Besichtigungstermin vereinbaren.
    Im Zuge dessen ermittelt man die Grundstückseigenschaften wie Größe und Geländegefälle sowie den Kaufpreis.
  2. Erschließung und Lage beurteilen.
    Dabei beurteilt man die Anbindung an das Straßen-, Wasser-, Abwasser-, Strom-, Telekommunikations- und Gasnetz sowie die Infrastruktur, Nahversorgung und Wohnumgebung.
  3. Beschaffenheit des Grundstücks prüfen.
    Gegebenenfalls sollte zusammen mit einem Experten die Qualität des Bodens, den Grundwasserspiegel und etwaige Altlasten ermittelt werden.
  4. Bebauungsvorschriften prüfen.
    Aus dem Bebauungsplan und Flächenwidmungsplan der Gemeinde lässt sich entnehmen, ob das Grundstück überhaupt als Baugrund ausgewiesen ist.
  5. Grundbuchauszug beantragen.
    Alle Eintragungen zu dem Grundstück sind im Grundbuch zu finden. Dort kann man beispielsweise Eigentümerverhältnisse und etwaige Belastungen prüfen.
  6. Finanzierung klären.
    Es müssen alle Kosten und Nebenkosten kalkuliert werden. Kreditangebote müssen eingeholt werden, und man sollte sich über Förderungen informieren.
  7. Kaufvertrag abwickeln.
    Für die Vertragserstellung und Beglaubigung beauftragt man einen Notar oder Rechtsanwalt. Für die Kaufabwicklung kann gegebenenfalls auch eine Treuhandgesellschaft eingebunden werden.
  8. Verbücherung im Grundbuch. Den rechtlichen Eigentumsübergang erreicht man durch den Eintrag ins Grundbuch.

Quelle: https://www.infina.at

– H.REINDL

Über den Autor

Helmut Reindl ist Redakteur bei KOMMUNAL und Chefredakteur der NÖ Gemeinde.

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