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22.12.2022

Wenn den Bädern das Wasser bis zum Hals steht

Die steigenden Energiekosten machen der kommunalen Infrastruktur zu schaffen, und das wirkt sich auch auf den Betrieb der gemeindeeigenen Schwimmbäder aus.

Die Anzahl der Schwimmbäder in Österreich ist seit Jahren rückläufig. Das betrifft sowohl die Freibäder, als auch die Hallenbäder. Die Gründe dafür variieren und die Pandemie ist nur einer von vielen. In Regionen, in denen schon jedes zweite Haus einen Pool im Garten hat, geraten die Freibäder zunehmend unter Druck.

Zum Dümpeln, Plantschen und Wellnessen fährt man eher in die Therme, als ins profane Hallenbad, das meist ohnehin auch nicht unmittelbar ums Eck liegt. Die Kinder brauchen Action, die Touristen am besten eine insta-taugliche Spa-Expierience, und die finden sie oft schon in ihrem Hotel.

Hallenbäder machen immer Verluste

Einerseits ist es die Auslastung, mit der kommunale Bäder hadern, viel mehr aber noch sind es die Kosten. Die sind insbesondere bei Hallen-, bzw. Kombibädern schon für den normalen Betrieb hoch. Wird dann eine gröbere Sanierung fällig, ist das nicht selten eine unüberwindbare finanzielle Hürde und bedeutet das endgültige Aus für das Bad.

Trotz eingehender Recherche war keine Gemeinde zu finden, die ihr Hallenbad gewinnbringend betreiben kann. (Sollte es doch eine geben, bitte melden.) Ein Bad zu betreiben war schon bisher mit ziemlicher Sicherheit ein Verlustgeschäft, und nun kommen neue Probleme hinzu.

Während der Klimawandel und die Trockenheit vor allem Badeseen bzw. Freibädern zu schaffen machen, sind es bei den Hallenbädern die gestiegenen Energiepreise. Wie gehen die Gemeinden damit um, und welche Maßnahmen setzen sie, um die Kostenexplosion abzumildern? KOMMUNAL hat bei gemeindeeigenen Hallenbädern quer durch Österreich nachgefragt.

Wassertemperaturen werden gesenkt

Vergleichsweise glücklich schätzen sich jene Gemeinden, die noch alte Verträge haben, und für die dadurch die Energiekosten nicht unmittelbar, sondern erst in Zukunft steigen.

Zwar machen die Personalkosten den größten Teil der Gesamtbetriebskosten aus, danach folgen aber bald die Energiekosten – abhängig davon welches Volumen an Wasser und Innenräumen beheizt werden muss, wie gut das Gebäude isoliert ist, etc.

Wieviel das Absenken der Wassertemperatur tatsächlich an Einsparungen bringt, lässt sich schwer voraussagen. Im Freizeitbad Ried im Innkreis hat man die Temperatur des Sportbeckens seit Mitte August um ein Grad auf 26°C verringert. Durch Vergleichswerte des Vorjahres weiß man, dass das alleine im August 7.000 kWh eingespart hat. Auch lässt man in Ried eine Sauna ausgeschaltet und dimmt die Beleuchtung abgestimmt auf die Intensität des Tageslichts.

„Wir haben schon viel gemacht, und schauen, was wir noch machen können, ohne dass es der Kunde mitbekommt oder darunter leidet“, sagen die Mitarbeiter vor Ort. Die Lichteinsparung falle pro Tag nicht ins Gewicht, aufs Jahr hinaus gesehen brächte sie allerdings schon einiges.

Gäste sollen Einsparungen nicht bemerken

Wird es also schummriger in Österreichs Hallenbädern? Vielleicht ein bisschen. Grundsätzlich sind aber alle Betreiber bestrebt, die Badegäste so wenig wie möglich merken zu lassen, dass eingespart wird. „Es gab die Überlegung ein oder zwei Tage pro Woche zuzusperren oder die Öffnungszeiten zu verkürzen, aber das wollen wir nicht“, ist aus der Stadtgemeinde St. Veit an der Glan zu hören. Da es zur Zeit kein Hallenbad in Klagenfurt gibt, weichen viele Besucher und Vereine nach St. Veit aus.

Es gibt zwar Möglichkeiten an den technischen Anlagen etwas zu erneuern, aber das wäre eine große Investition, und da die Stadt nach Inbetriebnahme des neuen Klagenfurter Hallenbades das eigene Bad, das auch schon 45 Jahre alt ist, sanieren möchte, zahlt sich das nicht aus. Immerhin verfügt St.Veit über große PV-Anlagen, die den Energiekostenanstieg abmildern.

Was bringen PV-Anlagen?

Solaranlagen sind insbesondere für das Aufheizen von Becken in Freibädern ein oftgenanntes Mittel der Wahl, für Hallenbäder im Winter können sie weniger beitragen.

Im niederösterreichischen Stockerau hat man beim Bad dennoch eine PV-Anlage mit 115 Paneelen errichtet. Bei den Wassertemperaturen ist man mit 28°C bis 29 °C ohnehin nicht so hoch wie in anderen Bädern.

„Wir haben jetzt auch nicht überall Vollbeleuchtung, und die frequenzgeregelten Pumpen, die lastabhängig laufen, bringen auch etwas“, erklärt ein Verantwortlicher des Bades in der größten Stadt des Weinviertels.

Auch am anderen Ende Österreichs in Dornbirn setzt man auf Energieeinsparung durch eine tagesangepasste Lichtsteuerung. Zudem prüft der Betreiber, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt, inwieweit mittels Färbetest entschieden werden kann, ob in der Nacht im reduzierten Betrieb gefahren werden darf, oder ob die Anlage aufgrund der Hygienebestimmungen 24 Studen im Vollbetrieb durchlaufen muss.

Wie hoch der Energiepreis ab 1.1.2023 sein wird, könne man noch nicht sagen, da die Verhandlungen der Stadt mit dem Energielieferanten noch laufen. Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtbetriebskosten liegt im Stadtbad Dornbirn derzeit jedenfalls noch bei zwölf Prozent.

Öffnungszeiten verkürzen bringt nicht viel

Etwas höher liegt dieser Anteil beim Schwimmbad in Knittelfeld. Zwischen einem Fünftel und einem Sechstel der Gesamtbetriebskosten machen hier die Energiekosten aus, wobei das 50-Meter-Becken im Freien nur in der warmen Jahreszeit genutzt und vollständig durch Solarenergie beheizt wird. Für das 25-Meter-Becken, den Rutschenturm und das Babybecken im Innenbereich wird der Energiekostenanstieg jedoch schlagend.

Zwar hat man die Betriebssperre um eine Woche verlängert, an den täglichen Öffnungszeiten wolle man aber grundsätzlich nichts ändern. Die Umwälzpumpen müssen ohnehin ständig in Betrieb sein, daher hätte eine Verkürzung der Öffnungszeiten wenig Auswirkung auf den Energieverbrauch. Vielmehr haben auch die Knittelfelder die Wassertemperatur und damit einhergehend die Lufttemperatur leicht reduziert.

Ähnliches gilt für das Allwetterbad der Stadtgemeinde Pinkafeld. „Temperaturmäßig haben wir das Wasser ein bisschen angepasst –so, dass es immer noch erträglich ist, denn wir haben viele Schulklassen hier und wollen nicht riskieren, dass alle krank werden“, so die Rückmeldung des Zuständigen vor Ort.

Eisenstadt nutzt alle Möglichkeiten

Rund 60 Kilometer weiter nördlich in Eisenstadt befindet sich das andere Hallenbad, das im Burgenland von einer Gemeinde betrieben wird. Ein drittes Hallenbad in Neusiedl am See ist wegen seines desolaten Zustandes seit 2020 geschlossen und wird derzeit mit Landeshilfe umfassend saniert.

In Eisenstadt liegt der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten bei 25 Prozent. Das heißt, dass sich der Energiepreisanstieg vergleichsweise stark auf die Gesamtkosten auswirkt, sagt aber nichts über die Energieeffizienz aus.

Tatsächlich hat man auch in Eisenstadt seit vielen Jahren verschiedenste Anstrengungen unternommen, um so energiesparend wie möglich zu arbeiten. Schon vor zehn Jahren wurde die Luftfeuchtigkeit bzw. Lufttemperatur optimiert. Ursprünglich wurde das Bad nur mit Strom beheizt, heute ist es Fernwärme.

Zusätzlich nutzen die Eisenstädter die Abwärme des Kunsteisplatzes, auch wenn die Kompressoren am Eislaufplatz nur dann laufen, wenn es draußen „warm“ ist. Ein Bad wie dieses hat im Schnitt einen Jahresverbrauch von etwa drei Megawattstunden, daher ist man in der Landeshauptstadt stolz mit nur rund zwei Megawattstunden auszukommen.

„Wir sind ein Sportbad, keine Wellnessoase. Das sei den Thermen vorbehalten. Wir haben auch ein Sportbecken und ein Lehrbecken. Bei uns steht die Bewegung im Vordergrund. Dementsprechend haben wir die Temperaturen auf das internationale Maß der Sportschwimmer eingestellt. Das Sportbecken hat zwischen 26°C und 27°C, das Lehrschwimmbecken zwischen 30°C und 31°C. Damit sind wir an der unteren Grenze und tun uns relativ schwer noch mehr zu tun“, erklärt ein Vertreter die Freizeitbetriebe Eisenstadt.

Was einzusparen ist wurde längst eingespart

Diese Situation steht exemplarisch für alle kontaktierten kommunalen Bäder. Als defizitäre Einrichtungen standen sie schon in Vorkrisenzeiten unter anhaltend hohem Spardruck. Nun bemüht man sich zwar allerorts so gut wie möglich an den Stellschräubchen zu drehen, aber große Sprünge sind einfach nicht drin. Was einzusparen ist wurde längst eingespart, oder aber erfordert grundlegende Um-, Ein-, und Neubauten mit einem derart hohen Investitionsvolumen, das insbesondere aufgrund der ebenso explodiereten Bau(stoff)kosten wirtschaftlich nicht rechtfertigbar ist.

– A. HUSSAK

 

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