Steiermark

16.04.2024

Die Waldbrandbürgermeisterin

Karin Gulas hat in ihrer 17-jährigen Amtszeit schon viel erlebt. Aber ein zweiwöchiger Katastrophenalarm im steirischen Wildalpen mit 180 Einsatzkräften, einem Black Hawk, fünf Hubschraubern und Katastropheneinsatzzügen ist selbst für die routinierte Bürgermeisterin neu. Wie ist es dazu gekommen? „Am Ostermontag am Nachmittag kam plötzlich die Feuerwehr-Alarmierung „Rauchentwicklung im Bereich Ranninger – Hanserkogel“. Nachdem ich auch aktives Feuerwehrmitglied bin, habe ich die Nachricht auch gleich direkt bekommen“, erzählt Karin Gulas. Nachdem die ersten Feuerwehren zum Zielgebiet ausgerückt waren, stellte sich sehr schnell heraus: Ein durch den Sturm umgestürzter Baum dürfte auf eine Stromleitung gefallen sein und einen Funkenflug ausgelöst und damit den Waldbrand verursacht haben. „Wir hatten tagelang Sturm, dadurch konnte sich der Brand so rasch ausbreiten“, erzählt die Bürgermeisterin.

Nach 2 Wochen noch immer kein „Brand Aus“ in Wildalpen

180 Einsatzkräfte, ein Black Hawk, fünf Hubschrauber

Das Feuer blieb demnach längst nicht mehr im Bereich des Hanser Kogels, sondern breitete sich schnell Richtung Wildalpen aus. Waren Anfangs „nur“ die steirischen Feuerwehren aus Wildalpen, Palfau, und aus Niederösterreich die Feuerwehren aus Göstling, Lassing, Oberreith im Einsatz, wurde rasch Verstärkung länderübergreifend angefordert. Mit Raftingbooten musste die Feuerwehr zum Einsatzort aufbrechen, da das Feuer am Ufer der Salza seinen Ursprung hatte. „Mittlerweile hat sich das Gebiet auf 108 Hektar ausgedehnt und es sind nicht nur Feuerwehren aus Wildalpen, Hinterwildalpen, Mariazell, Kapfenberg und aus allen Teilen der Steiermark sowie auch aus Oberösterreich, sondern auch Bergrettungsmannschaften aus Wildalpen, Eisenerz und Mariazell, Rotes Kreuz Wildalpen sowie ein Black Hawk und fünf weitere Hubschrauber im Einsatz“, schildert Karin Gulas das Ausmaß der Rettungskette. Ebenso wurde in der zweiten Woche mit Drohnenflügen der FF Zauchen Bezirk Liezen, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, auf das gesamte Schadensgebiet gemacht, um weitere Glutnester zu lokalisieren und zielgerichtet löschen zu können. Dabei kam auch eine Pilatus mit Wärmebildkamera zum Einsatz.

Da das Gelände so steil und unwegsam ist, sind Hubschrauber damit beschäftigt, einerseits die Rettungskräfte in den mit Kiefern und Fichten bewachsenen Wald zu fliegen, Feuerwehrleute gemeinsam mit Forstarbeiter arbeiten und löschen vor Ort, Bergretter sichern die Feuerwehrleute für die Brandbekämpfung. Mit dem Black Hawk, der mit einem 3000 Liter-Wasser-Tank ausgestattet ist, sowie vier weiteren Hubschraubern, wird parallel dazu die Brandbekämpfung unterstützt. „Man kann sich das kaum vorstellen. Unsere Helfer kommen erschöpft und schwarz vom Einsatz zurück“, erzählt die Bürgermeisterin.

Enormer Zusammenhalt vor Ort

Trotz der verheerenden Katastrophe, die die steirische Gemeinde mit 437 Einwohnern seit Ostermontag in Bann hält, ist Karin Gulas stolz auf die vielen Freiwilligen und den Zusammenhalt in ihrer Gemeinde. „Der örtliche Nahversorger verpflegt die Einsatzkräfte täglich vor Ort mit Jause. Jeden Tag treffen sich die Einsatzkräfte abends in unserem Feuerwehrhaus. Da wird dann für die Helferinnen und Helfer gekocht – entweder von den freiwilligen Helferinnen und Helfer der Feuerwehr, oder vom Wirtshaus. Da helfen einfach alle zusammen“, dafür bin ich einfach nur dankbar“, sagt die Bürgermeisterin.

Alle warten auf den Regen

Letzten Dienstag war auch Landeshauptmann Christopher Drexler mit dem Leiter des Katastrophenschutzes vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Jetzt wartet der Ort mit den 180 Einsatzkräften auf ein paar Tage Regen – die einzige Hoffnung für Wildalpen.

Karin Gulas: „Wir sind eine erprobte Gemeinde, was Hochwasser- oder Schnee- und Lawinenkatastrophen betrifft. Wir kennen die Situation ein paar Tage von der Außenwelt abgeschnitten zu sein und die Bevölkerung versorgen zu müssen. Aber einen Katastropheneinsatz wie dieser jetzt, so etwas hatten wir noch nie. Mein großes Dankeschön gilt allen Einsatzkräften, Einsatzorganisationen, Flugmannschaften des BMI und des Bundesheeres, sowie allen anderen freiwilligen Helfer und Helferinnen, die uns bei diesem herausfordernden Einsatz unterstützen. Sie leisten seit nun schon zwei Wochen hervorragende Arbeit!“

-S.PEISCHL

 

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