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Umwelt

09.09.2019

Klimawandelanpassung – jeder kann was tun!

Im Waldviertler Kernland kämpfen 14 Gemeinden aktiv gegen die Folgen des Klimawandels. Sie sind damit Teil des Förderprogrammes "KLAR", das 20 Modellregionen in Österreich unterstützt, Maßnahmen zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen umzusetzen.

Den allgegenwärtigen Klimawandel und vor allem dessen Folgen bewusst entgegenzutreten, ist ein durchaus schwieriges Unterfangen. Temperaturextreme, Starkregen oder Trockenheit sind nur einige der schwerwiegenden Konsequenzen. Diese sind laut wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht mit natürlichen Entwicklungen erklärbar, sondern auf die Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschen zurückzuführen. Der ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen, welcher einer der Hauptfaktoren für die Erderwärmung ist, ist beispielsweise durch Industrie, Landwirtschaft und Verkehr heute um 42 Prozent höher als vor der Industrialisierung.

Regionale Antworten auf globale Probleme

Für Gemeinden ist es vor allem im Alleingang schwer mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen, weshalb sich immer mehr Regionen zusammenschließen, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln. Das Förderprogramm „KLAR“ (Klimawandel-Anpassungs-Modellregion) setzt sich gezielt dafür ein und hilft Regionen und Gemeinden die negativen Folgen des Klimawandels zu minimieren und zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln. Österreichweit sind derzeit 20 Modellregionen Teil von „KLAR“.

Auch die Kleinregion Waldviertler Kernland ist seit Mai 2018 „KLAR“-Region. Die Gemeinden Albrechtsberg, Weinzierl am Walde (Bezirk Krems), Bad Traunstein, Bärnkopf, Grafenschlag, Großgöttfritz, Gutenbrunn, Kirchschlag, Kottes-Purk, Martinsberg, Ottenschlag, Sallingberg, Schönbach und Waldhausen (Bezirk Zwettl) setzen bereits seit 2002 gemeinsam Projekte in den Bereichen Soziales, Natur und Umwelt sowie Klimaschutz um.

„Der Klimawandel ist ein globales Thema, es braucht aber regionale Maßnahmen, um damit umzugehen“, sagt Robert Hafner, Bürgermeister von Grafenschlag und Obmann des Vereins Waldviertler Kernland.

Zukunftsorientiert und nachhaltig

Im Zuge der Antragsstellung wurden zehn Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, der Bevölkerung und Experten, wie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, entwickelt. Am Ende des Entwicklungsprozesses wurden die Maßnahmen nochmals der Bevölkerung und den Bürgermeistern präsentiert. Die zehn Maßnahmen wurden so konzipiert, dass sie die negativen Folgen des Klimawandels in der Region abfangen und die Chancen, die sich durch den Klimawandel für die Region ergeben, nützen.

Doris Maurer, MA, MA, ist in ihrer Funktion als Geschäftsführerin des Waldviertler Kernlandes maßgeblich an der Umsetzung dieser Strategien beteiligt. „Es geht nicht darum, den Klimawandel aufzuhalten, sondern sich mit dessen Folgen auseinanderzusetzen und sich jetzt schon auf die Veränderungen vorzubereiten“, erklärt sie. Problematisch sei etwa, dass der Grundwasserspiegel immer drastischer sinkt und daher die Brunnen immer tiefer gegraben werden müssten. Dies ist vor allem auf die schneearmen Winter und die Veränderung in der Niederschlagsintensität (Starkregen, der rasch abfließt) zurückzuführen.

Problembereich Fichten-Monokultur

Das derzeit akuteste Problem in der Region ist der drohende Borkenkäferbefall, der bereits in tieferen Lagen der Region begonnen hat und dramatische Auswirkungen auf die Fichtenbestände hat. Die Fichte ist mit etwa 80 Prozent die derzeit dominierende Baumart in der Region. Im „KLAR“-Maßnahmenprogramm sollen vor allem Hof-ferne Waldbesitzer unterstüzt werden, ihren Wald klimafit zu machen. Dabei soll eine Bestandsumwandlung (von der Fichten-Monokultur zu einem Mischwald) erfolgen. Da dies ein Prozess über Jahrzehnte ist, steht der Aufbau langfristiger Unterstützungsstrukturen im Vordergrund.

Humusbilanzierung, Imkerei und Trinkwasserversorgung

Auch in der Landwirtschaft wird versucht, gemeinsame Lösungen für neu auftretende Probleme, wie zum Beispiel Starkregen, Trockenheit oder Schädlingsbefall zu finden. Der Humusaufbau und -erhalt sowie bodenschonende Bewirtschaftungsformen stehen dabei im Zentrum.

Außerdem werden die Folgen des Klimawandels auf die Imkerei untersucht, die bisher weitgehend unbekannt sind. Durch die Erstellung eines regionalen Trinkwasserplans soll eine langfristige und nachhaltige Trinkwasserversorgung gesichert werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Bewusstseinsbildung, betont Maurer. Vor allem Aktionen in Schulen werden ab dem nächsten Schuljahr besonders gefördert. Kinder sollen auf die Problematik aufmerksam gemacht und in die Ideenfindung miteingebracht werden.

Die Umsetzung dieser und weiterer Maßnahmen wurde Anfang Mai vom Klima- und Energiefonds bewilligt und läuft bis 2020. Anschließend wird die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen erhoben.

Vom Nachhaltigkeitsministerium anerkannt

Seit Mai 2018 wurde das Waldviertler Kernland vom Nachhaltigkeitsministerium als Modellregion der „KLAR“-Initiative offiziell anerkannt, was bedeutet, dass die Aktivitäten nun auch finanziell unterstützt werden. Neben dem Waldviertler Kernland sind in Niederösterreich noch fünf weiterer Regionen dabei: das Thayaland, das Traisen- und Fladnitztal, das Pulkautal und das Wechselgebiet mit der Buckligen Welt.

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