Bundesländer

19.08.2019

Henry James: Daisy Miller

Die ungewöhnliche Begegnung zwischen einer jungen Amerikanerin und einem in der Schweiz lebenden jungen Amerikaner der "Upper Class" stammt zwar aus der Jahrhundertwende, findet aber durch die Neuübersetzung von Britta Mümmler neue Leserschichten.

Im deutschsprachigen Raum war Henry James (1843-1916) bisher eher nur den Eingeweihten bekannt. Spätestens seit Henry James im Zusammenhang mit Commissario Brunettis Frau Paola, die Professorin für englische Literatur ist, immer wieder auftaucht, dürfte der Autor einer breiteren Schicht im deutschsprachigen Raum bekannt geworden sein. Zu dieser neuen Bekanntheit des rund um die Jahrhundertwende lebenden Autors passt auch die Neuübersetzung seiner frühen Novelle „Daisy Miller“ (1878) durch Britta Mümmler.

Eine Frau, die fasziniert

Als der seit zwei Jahren in Genf lebende junge Amerikaner Frederick Winterbourne in die kleine Schweizer Stadt Vervey, die an einem See liegt, fährt, um seine Tante zu besuchen, begegnet er der jungen Amerikanerin Daisy Miller, die mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder auf Europa-Reise ist. Obwohl der junge Mann offenbar schon reichlich Lebenserfahrung in der Damenwelt gesammelt hat, fasziniert ihn nicht nur die außergewöhnliche Schönheit der jungen Amerikanerin. Sie ist anders und verdreht damit gleich mehreren Männern den Kopf. Von der ersten Begegnung an deutet viel darauf hin, diese Bekanntschaft nicht fortzuführen, dennoch kann er es nicht sein lassen, und reist ihr hinterher nach Italien… Soviel sei verraten: Das Ende ist anders als man denkt.

Henry James und Donna Leon

Wer diesen Roman, (und wenn man einmal mit Henry James angefangen hat, wahrscheinlich auch weitere) gelesen hat, dem wird auch bewusst, warum Donna Leon auf den Autor immer wieder in ihren Krimi-Romanen zurückkommt. Obwohl beide Autoren zu völlig unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, eint sie doch, dass sie beide Amerikaner sind, die viele Jahre in Europa gelebt haben, und beide in der englischen Literatur sehr kundig sind. Außerdem zeigt auch dieser Roman schon deutlich, dass Henry James es versteht, das Europa der Jahrhundertwende sehr gut zu charakterisieren. Dies wiederum gefällt der Literaturprofessorin Donna Leon. Daher liegt es nahe, dass sich gerade die Figur Paola Brunetti, die aus altem venezianischen Adel stammt, mit diesem Autor beschäftigt. Die Eleganz der Bücher passt einfach zur Figur von Paola.

Wer Jane Austen mag, wird auch Henry James mögen

Anders als Jane Austen wechselt Henry James zu Beginn und auch später immer wieder in die Ich-Form. Es wirkt also so, als würde uns der Autor eine Geschichte erzählen, die er selbst einmal erlebt hat. Literarisch interessant sind auch die Anmerkungen der Übersetzerin, die am Ende beim Durchlesen noch den ein oder anderen „Aha-Moment“ hervorrufen. Fazit: Wer immer schon einmal wissen wollte, wer dieser Henry James ist, der in den Donna Leon-Büchern und Filmen des Öfteren auftaucht, für den ist Daisy Miller ein guter Einstieg.

Infos zum Buch:

Titel: Daisy Miller
Autor: Henry James, neu übersetzt von Britta Mümmler
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: dtv
Seitenanzahl: 126
Preis: Taschenbuch 10,90 Euro
ISBN: 978-3-423-14653-1

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