Auch in den Alpen kann man ohne Auto komfortabel urlauben – das zeigen uns 23 „Alpine Pearls“, die sich dem nachhaltigen Tourismus mit Mobilitätsgarantie verschrieben haben. Die Mitgliedsgemeinde Werfenweng lockt mit ihrer Karte für sanfte Mobilität, die das eigene Auto im Urlaub obsolet macht.
Statt mit der Navi-Dame streiten und im Stau schwitzen sich stressfrei zurücklehnen, der beschaulichen Landschaft beim Vorüberziehen zusehen, vielleicht ein Nickerchen machen oder schon in die Urlaubslektüre reinlesen: das kann Verreisen mit der Bahn. Vor allem beim Aufenthalt in Bergregionen befürchten Viele jedoch, ohne dem eigenen Fahrzeug nicht von A nach B zu kommen. 23 „Alpine Pearls“ in fünf Nationen zeigen aber vor, dass es nicht nur kompromisslos möglich, sondern auch komfortabler ist.
1.200 Schritte am Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Als Mitte der 1990er Jahre die Gästezahlen im Tourismusort Werfenweng in Salzburg zurückgegangen sind, musste sich Bürgermeister Dr. Peter Brandauer überlegen, wie sich die 1.000-Seelen Gemeinde in diesem harten Wettbewerb profilieren kann. 1994 wurden dann zwei wichtige Themen in einem neuen Leitbild festgesetzt, die bis heute Gültigkeit bewahren: Umweltqualität und autofreier Tourismus. Seither durchwandert Werfenweng vorbildlich ihr 1.200 Schritte-Programm für mehr Nachhaltigkeit, und erlangte für eine ganz besonders innovative Idee weite Bekanntheit: die Karte der sanften Mobilität (Samo-Card).
Sanfter Tourismus in den Perlen der Alpen
Im Jahr 2000 wurde in Werfenweng die „Samo-Card“ geboren. „Anfangs gab’s noch Widerstand, der wirtschaftliche Erfolg hat die Akzeptanz aber wesentlich erhöht“, erzählt Bürgermeister Brandauer. Und der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten: Bereits innerhalb der ersten drei Jahre stiegen die Nächtigungszahlen von 162.000 auf 212.000. Mittlerweile verzeichnet Werfenweng rund 300.000 Übernachtungen jährlich. Außerdem gehört der Salzburger Ort heute zu den „Alpine Pearls“. Das sind Gemeinden, die sich dem sanften Tourismus mit Moibilitätsgarantie verschrieben haben. Fünf davon liegen in Österreich, die übrigen sind in Deutschland, der Schweiz, Italien und Slowenien zu finden.
Breites Mobilitätsangebot gegen Autoschlüssel tauschen
Anspruch auf die Nutzung der Samo-Card haben alle, die in einer der 28 Samo-Unterkünfte des Ortes übernachten. Bei der Ankunft sind dann entweder die Tickets der öffentlichen Anreise vorzuweisen oder die Autoschlüssel abzugeben.Verwaltungsgebühr für den Erhalt der Karte sind derzeit bloße zehn Euro, die Leistungen der Samo-Card sind jedoch im Wert von mehr als 350 Euro berechnet. „Es ist derzeit in Planung, dass ab dem nächsten Jahr auch diese Gebühr nicht mehr eingehoben wird“, spricht Brandauer von der noch attraktiveren Gestaltung des Projekts.
Mit Dandy und Tornado in die Zukunft reiten
Den Samo-Card Nutzerinnen und Nutzern steht eine Flotte an E-Autos, E-Fahrrädern und E-Mopeds zur Verfügung sowie der „Elois“-Minibus und das Werfenweng-Shuttle, das mittlerweile auch Nachbargemeinden unterstützen. Auch für den Transport vom Bahnhof zur Unterkunft wird in dem Zukunftsort gesorgt. Außerdem bietet die Karte auch die Möglichkeit auf Fortbewegunsgmittel der tierischen Art. So können Urlauber zum Beispiel im Pferdeschlitten kutschieren oder mit den drei ortsansässigen Lamas Dandy, Cäsar und Tornado eine Fackelwanderung beschreiten.
„Ich nutze ausschließlich E-Mobilität.“
Laut dem engagierten Bürgermeister fand auch in der Werfenwenger Bevölkerung ein Umdenken statt. „Es gibt durchaus einige, die jetzt bewusster mit Mobilität umgehen. Wir bieten in der Gemeinde auch Schnuppertickets an, für all jene, die mal ausprobieren wollen, wie man mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs sein kann. Das wird wirklich gut angenommen“, freut sich Brandauer, der auch selbst die Angebote, die durch die Samo-Card entstanden sind, nutzt. „Ich habe kein eigenes Auto mehr, ich nutze ausschließlich E-Mobilität. Für innerorts habe ich mir auch ein eigenes E-Bike zugelegt.“
Erfahrungsaustausch für mehr nachhaltige Initiativen
Als Präsident der „Alpine Pearls“ weiß Brandauer, dass Erfahrungsaustausch ein wichtiger Aspekt solcher Innovationen ist. „Wir haben viel anzubieten, das wir anderen zeigen können.“ Dafür hält der Bürgermeister auch regelmäßige Exkursionsgruppen ab, swie Vorträge, in denen er das Konzept der sanften Mobilität vorstellt. „Mittlerweile gibt es eh ein massives Umdenken, was Klimaschutz betrifft“, sagt Brandauer, „aber das braucht es auch in der Politik.“ Er wünscht sich, dass nachhaltige Initiativen auch am Land mehr gefördert und unterstützt werden.
– E. AYAZ
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