Marktgemeinde St. Georgen am Walde

Europa

02.09.2019

Vereintes Europa im Mühlviertel

Der europäische Austausch steht in St. Georgen am Walde schon lange im Fokus. Durch das EU-Förderprogramm Erasmus+ konnte 2017 ein einzigartiges Projekt in der Gemeinde realisiert werden.

Die 2.000-Einwohner-Gemeinde St. Georgen am Walde in Oberösterreich pflegt bereits seit 44 Jahren internationale Beziehungen. Im Rahmen einer außergewöhnlichen Städtepartnerschaft konnte 2017 mithilfe des EU-Programms „Erasmus+: Jugend in Aktion“ eine Jugendbegegnung organisiert werden, wobei Solidarität und Gemeinschaft im Vordergrund standen.

Alles begann bereits 1961

Bereits im Jahr 1961 begannen Schüler aus der ehemaligen Schule Linden in der Gemeinde Briefkontakte mit Schülern aus gleichnamigen Schulen in Europa zu knüpfen. 1974 wurden schließlich Städtepartnerschaften zwischen den Gemeinden geschlossen. Unter dem Namen „Linden grüßt Linden“ tauschten sich insgesamt sechs Gemeinden mit dem Namen Linden in Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Spanien untereinander aus und ermöglichten fortan eine enge Zusammenarbeit.

Die Jugend trifft sich in Linden

In weiterer Folge wurde im Rahmen dieser Städtepartnerschaft eine Jugendbegegnung initiiert. Diese findet jedes Jahr abwechselnd in einer der sechs Gemeinden mit insgesamt 60 Jugendlichen statt. Ziele sind die Förderung eines europäischen Solidaritätsbewusstseins und die Stärkung gemeinsamer europäischer Werte. Unter anderem werden Konzepte gegen Ausgrenzung erarbeitet und Grundgedanken, wie Toleranz, Zusammenhalt und Zusammenarbeit vermittelt. Auch soll ein Verständnis für die kulturellen und geschichtlichen Kontexte der Gastgeberländer gegeben werden. Im Zuge dessen kam schließlich das EU-Programm „Erasmus+: Jugend in Aktion“ ins Gespräch, das sich als das ideale Instrument für die Umsetzung einer derartigen Veranstaltung herausstellte.

„Jugend in Aktion“ unter dem Dach von Erasmus+ fördert europäische Jugendprojekte.

Mobilität, Zusammenarbeit und Beteiligung

Erasmus+ ist ein EU-Förderprogramm für Bildung, Jugend und Sport, das im Jahr 2014 an den Start ging und bis Ende 2020 läuft. Unter dem Dach von „Erasmus+: Jugend in Aktion“ sind Fördermöglichkeiten für Jugendprojekte bzw. die außerschulische Jugendarbeit zu finden. Insgesamt stehen im Programm europaweit 14,7 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung, davon entfallen ca. 1,4 Milliarden auf den Jugendbereich.

Das Programm besteht aus drei „Key Actions“, nämlich Mobilität, Zusammenarbeit und Beteiligung. Projekte können im Rahmen dieser drei Bereich durchgeführt werden und sollen die internationale Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Jugendlichen in Europa fördern.

Solidarität über die Grenzen hinweg

Im August 2017 war schließlich St. Georgen am Walde an der Reihe, die Jugendbegegnung zu organisieren. Von den Jugendlichen selbst wurde das gesamte Treffen geplant, wobei auch das zehntägige Programm ausgearbeitet wurde. Unter dem Motto „United Europe – Solidarity across borders“ standen vor allem die Vermittlung der Geschichte und Gegenwart Österreichs und der kulturelle Austausch im Fokus: So wurde beispielsweise die KZ-Gedenkstätte Mauthausen oder die Ausstellung „Verschwundene Dörfer“ im Green Belt Center an der tschechischen Grenze besucht, die den Jugendlichen die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs näherbringen sollte. Darüber hinaus stand bei der „Shades Tour“ in Wien eine Stadtführung durch Obdachlose auf der Agenda, bei der Einblicke in das Leben von wohnungslosen Menschen gegeben wurde.

Durch zahlreiche Workshops auf der OTELO Mühlviertler Alm konnten außerdem durch das gemeinsame Arbeiten die Gemeinschaft gestärkt und Kontakte geknüpft werden. So wurden etwa Radiobeiträge gestaltet, traditionelles Essen aus den Herkunftsländern der Jugendlichen gekocht und für die handwerklich Interessierten gab es die Möglichkeit, Holz zu drechseln.

Die Jugendlichen kochten traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat.

Erfolge auf beiden Seiten

Von der Jugendbegegnung konnten alle Teilnehmer und auch die Gemeinde als Veranstalter viel Positives mitnehmen. Es wurden Freundschaften geknüpft, die durch soziale Netzwerke und persönliche Kontakte auch weiterhin bestehen. Ein besonderes Erfolgserlebnis war beispielsweise auch die Teilnahme von vier jugendlichen Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak im Rahmen der österreichischen Gruppe. „In kürzester Zeit waren sie ein Teil der gesamten Gemeinschaft und man konnte erfahren, wie einfach Integration möglich ist“, erinnert sich Amtsleiter Gerald Steiner.

Erasmus+ auch für Ihre Gemeinde

Um selber als Gemeinde Förderungen von „Erasmus+: Jugend in Aktion“ zu erhalten, muss ein Antrag gestellt werden. Aufgrund der Fristen ist jedoch eine rechtzeitige Planung sehr wichtig. Neben der Ausarbeitung von konkreten Projektideen und Umsetzungsmöglichkeiten mit Projektpartnern sind außerdem einige formale und inhaltliche Kriterien zu beachten. Jedes österreichische Bundesland bietet daher kostenlose Beratung und persönliche Unterstützung an. Eine Liste der Kontaktstellen für die jeweiligen Bundesländer finden Sie in der Link-Box.

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