Gemeindebund

Buchtipps

03.09.2019

Europa neu denken: Brücken bauen

Im Buch "Europa neu denken" formulieren Intellektuelle aus unterschiedlichen Ländern ihre Gedanken und Ansichten zur Europäischen Union. Der fünfte Band steht unter dem Motto "Brücken bauen zwischen Nationen und Kulturen in eine neue Welt".

Die Europäische Union ist nach wie vor ein aktuelles Thema, das uns alle tagtäglich beschäftigt. Der Sammelband „Europa neu denken“ schildert dabei die unterschiedlichen Sichtweisen von Personen aus aller Welt. Im Rahmen des sechsten Michael Fischer Symposions, das 2017 in Marseille stattfand, entstand nun der fünfte Band. Brücken zu bauen zwischen Nachbarn und Fremden, zwischen Nationen und Kulturen, zwischen Generationen und Geschlechtern oder zwischen Wissenschaft und Kunst ist das leitende Thema dieser Abhandlung.

Nicht nur neu denken, sondern auch handeln

Im Sammelband findet man Beiträge von Johannes Hahn, EU-Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen. Hahn, der zugleich als Herausgeber des Sammelbandes fungiert, appelliert dabei „die Sachverhalte nicht nur neu zu denken, sondern auch danach zu handeln, und Lösungsansätze wenn möglich, umzusetzen und zu implementieren.“

Auch Ilse Fischer, Journalistin und Frau des verstorbenen Salzburger Universitätsprofessors Michael Fischer, unter dessen Namen das Symposion weitergeführt wird, war anwesend und ist zugleich gemeinsam mit Hahn Herausgeberin. Im Buch findet man Beiträge von Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, Ismail Ghazali, einem Schriftsteller aus Marokko, Hedwig Kainberger, Kultur-Ressortleiterin der Salzburger Nachrichten und zahlreichen weiteren Vertretern aus Europa, Afrika, Asien und Amerika. Marseille in Frankreich wurde als Veranstaltungsort gewählt, da dieser Ort für das alltägliche Zusammenleben von Christen, Moslems, Buddhisten und Juden steht – mit all seinen Chancen und Konflikten.

Die Herausgeber Johannes Hahn und Ilse Fischer beim Michael Fischer Symposion, das die Grundlage für die dieses Buch darstellt.

Europäer als Brückenbauer

„Das Problem innerhalb des europäischen Kontinents ist, dass wir einander zum Teil viel zu wenig kennen. (…) Wir haben jedoch alle Voraussetzungen dazu, dies zum Positiven zu ändern“, betont Johannes Hahn. „Im 21. Jahrhundert sollten wir Europäerinnen und Europäer auch hier eine Führungsrolle übernehmen, denn es ist eine ganz wesentliche Kulturtechnik und Fähigkeit, Brücken zu bauen – im tatsächlichen und vor allen Dingen im übertragenen Sinne.“ Der EU-Kommissar macht dabei deutlich, wie wichtig die Rolle der Europäer ist: „Ich denke, dass wir Europäer ganz besonders dafür geeignet sind, auf andere Nationen zuzugehen, da wir eben fleißige, gescheite und intelligente Brückenbauer sind.“

Europa scheitert schon am Grüßen

Die Europäische Union hat dem Kontinent nachhaltigen Frieden gebracht, indem sie den Gedanken von friedens- und wohlstandsorientierter Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ländern eingeführt hat. Auch durch eine einheitliche Währung und das Schengener Abkommen konnte eine engere Zusammenarbeit gewährleistet und Brücken gebaut werden. Doch Europa scheitert schon am Grüßen. So zumindest der Titel des Beitrags von Hedwig Kainberger. „Bloß die verschiedenen Bedeutungen jener Wörter, die Europäer fürs Begrüßen verwenden, noch gar nicht zu reden von denen fürs Verabschieden (…) zeigen die unübersehbare Vielfalt an Begriffen allein für dieselbe kleine alltägliche Zuwendung zu einem anderen.“ Diese Verständigungsschwierigkeiten sieht sie als Herausforderungen für den Brückenbau und beleuchtet diese und andere Schwierigkeiten in ihrem Beitrag.

Verschiedenste Ansichten in einem Buch vereint

Europa neu denken. Brücken bauen zwischen Nationen und Kulturen in eine neue Welt“. gilt wieder einmal als ein eindrucksvolles Werk, welches den Fokus auf ein Thema legt und darauf aufbauend die europäische Identität erklärt und beleuchtet. Wie bereits erwähnt, tragen die internationalen und verschiedensten positiven aber auch kritischen Ansichten zur vielfältigen Abhandlung bei und machen den Sammelband auf jeden Fall lesenswert.

Details zum Buch

Herausgeber: Ilse Fischer, Johannes Hahn
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Anton Pustet
Seitenanzahl: 320
ISBN: 978-3-7025-0903-3
Preis: 24 Euro

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