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16.06.2020

Baumschutz – die scheinbar vergessenen Normen

Bei jeder Baustelle mit Bäumen sollte folgendes Bild selbstverständlich sein: Wenn der Bautrupp mit der Gerätschaft ankommt, werden – bevor auch nur eine Maschine, ein Spaten abgeladen wird – die vorhandenen Bäume mit Brettern eingezäunt und so vor Verletzungen geschützt. Ein Bild, das leider nicht immer so umgesetzt wird.

Baumschutz? Was ist das?

Wenn irgendwo Baustelle in der Nähe von Bäumen eingerichtet wird, dann werden diese oft für verschiedene Aufgaben zweckentfremdet. Es werden z.B. Materialien an den Stamm gelehnt, Dinge verankert und Baustoffe regengeschützt unter der Krone gelagert. Bauwägen, Baumaschinen und Aushub im Wurzelbereich sind oft keine Ausnahme, teilweise sogar eher die Regel. Was nicht beachtet wird ist, dass gerade Verdichtungen im Wurzelbereich auf Dauer bestehen bleiben, Wurzeln dadurch absterben und der Baum Schaden nimmt. Sogar die Standsicherheit kann in Folge gefährdet sein, denn Wurzelschäden können fatal enden – speziell bei Grabungen in Stammnähe! Bäume haben angesichts ihrer Wohlfahrtswirkungen einen hohen volkswirtschaftlichen Wert – von der Filterung des Feinstaubes aus der Luft bis hin zur Kühlung und Beschattung der Umgebung! Alleine deshalb sollte der Baumschutz, der in verschiedenen ÖNORMen festgeschrieben ist, beachtet werden.

Kurze Auszüge aus der ÖNORM L1121 „Schutz von Gehölzen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen“

Richtig ist es Bäume vor Baubeginn zu schützen. Eine Abplankung ca. 1,5m unterhalb der Baumkronen-Außengrenze ist die sicherste Maßnahme. Das kann bei großen Bäumen durchaus bis zu 10 m vom Stamm entfernt sein. Keinesfalls dürfen innerhalb dieses Radius Materialien abgelagert werden oder Fahrzeuge fahren und parken. Ist das Befahren unumgänglich, muss z.B. mit Stahlplatten der Druck verteilt werden. Prinzipiell ist es ratsam bei Arbeiten bzw. Lagerungen innerhalb des Schutzbereichs immer Baumsachverständige zu Rate zu ziehen, die die geeigneten Maßnahmen koordinieren. Bei Grabungen im Wurzelbereich muss die Wurzel fachgerecht geschnitten werden. Ein Wurzelvorhang schützt freiliegende Wurzeln vor Austrocknung. Generell sollte bei allen Schnittmaßnahmen im Wurzelbereich ein Profi hinzugezogen werden. Vergessen Sie nicht die Haftungsfrage bei Baumschädigungen und die Möglichkeit von unerwartenden Unfällen (Sach- oder Personenschäden) durch beschädigte Bäume viele Jahre nach dem eigentlichen Schadereignis.

Noch eine Norm: ÖNORM L1124 zum Schutz der Bäume bei Veranstaltungen

Auch viele Menschen, Veranstaltungs-Trucks, Bühnen und menschliche Ausscheidungen können Bäumen stark schaden. Hierzu gibt die ÖNORM L1124 Auskunft, wie Bäume in solchen Situationen zu schützen sind. Abplankungen, wie oben beschrieben sind das Minimum. Schilder, die das Betreten verbieten können zusätzlich helfen den Baum zu schützen.

Was sollte eine Gemeinde tun um Bäume zu schützen?

Gerade Bäumen kommt die wichtige Aufgabe zu, in der Klimakrise ausgleichend zu wirken. Sie zu fördern und zu erhalten ist eine der besten Klimawandel-Anpassungsstrategien. Bei anstehenden Baumaßnahmen und Veranstaltungen sollten die genannten ÖNORMen Beachtung finden und auch bei Ausschreibungen auf das Vorhandensein dieser Normen geachtet werden. Kontrollieren Sie durchaus mal die Baustellen auf fachgerechte Baumschutzmaßnahmen, denn Bäume zu schützen und dadurch für die Nachwelt zu erhalten ist eine wichtige und starke Entscheidung für eine lebenswerte Zukunft.

Mehr Information erhalten Sie beim “Natur im Garten” Grünraumservice unter der Telefonnummer 02742-74333 oder per E-Mail unter gartentelefon(at)naturimgarten.at

– M. PUCHNER (QUELLE: NATUR IM GARTEN, ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG)

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