Schuller

16.09.2021

Wie bringt man mehr Frauen in die Kommunalpolitik?

Am Sonntag wurde mit Irmgard Hagspiel aus Kennelbach in Vorarlberg die 200ste Bürgermeisterin in Österreich gewählt. Der Trend geht nach oben, jedoch immer noch zu langsam, findet Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle. In ihrem Brennpunkt-Vortrag im Rahmen der Kommunalmesse sprach sie über Hindernisse für Frauen in der Kommunalpolitik und schlug aktive Strategien vor, wie man Frauen den Einstieg erleichtert.

Frauenanteil in der Kommunalpolitik sehr gering

Der Anteil an weiblichen Bürgermeisterinnen hierzulande liegt bei nur knapp zehn Prozent und könnte auch wieder rückläufig werden, wie das Beispiel Deutschland zeigt: Dort ist der Anteil der Bürgermeisterinnen von elf Prozent auf 9 Prozent zurückgegangen. Auch bei den diesjährigen Gemeindewahlen in Kärnten konnte man beobachten, wie schwer es Frauen hatten, sich durchzusetzen. Unter den Gemeinderäten und Vizebürgermeisterin liegt der Frauenanteil immerhin bei jeweils über 20 Prozent.

„Männliche“ Sitzungskultur als Hindernis für Frauen

Doch was macht es so schwer für Frauen, sich in der Kommunalpolitik zu behaupten? Stainer-Hämmerle nannte verschiedene Faktoren: Die externen Faktoren betreffen die Rahmenbedingungen, die es Frauen erschweren, am politischen Leben teilzunehmen. Hier ist vor allem die Mehrfachbelastung durch Beruf, Amt und Familie zu nennen. Aber auch männlich geprägte Sitzungskulturen und Traditionen wirken einschränkend: Weil Gemeinderatssitzungen oft abends und am Wochenende stattfinden, ist die Vereinbarkeit mit der Familie noch schwieriger. Zu den internen Faktoren zählen vor allem gesellschaftlich gewachsene Vorurteile und traditionelle Geschlechterrollen: Frauen traut man schlichtweg weniger zu.

Systematisch an der Steigerung des Frauenanteils arbeiten

Doch was kann man dagegen machen? Ob in Vereinen oder im häuslichen Bereich – die Arbeit von Frauen muss sichtbarer werden. Wichtig ist auch, Ungleichbehandlungen aktiv anzusprechen und auf eine ausgewogene Verteilung der Wortmeldungen in Gemeinderatssitzungen zu achten. Letztendlich ist es der Anspruch einer Demokratie, in politischen Gremien die gesamte Bevölkerung wahrheitsgemäß zu repräsentieren – auch und besonders die Frauen.

-E. SCHUBERT

MEHR ZUM THEMA

Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich trafen sich zum Austausch

Frauenpower im Gemeindeamt: Hier regieren sie

Raab/Riedl: „Kommunalpolitikerinnen als Vorbilder für alle Frauen“

© Copyright - Kommunalnet