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17.03.2022

Stressmanagement für Bürgermeister

Bürgermeister und Amtsleiter, aber auch andere Berufe in der kommunalen Verwaltung sind herausfordernde Tätigkeiten. Dabei ist der damit einhergehende Berufsstress nicht zu unterschätzen. Wie man damit besser umgehen kann, erklärt Psychologin und Unternehmerin Corinna Häsele in einem Workshop beim Bürgermeisterinnentreffen 2022.

Ein Fallbeispiel

Peter (47 Jahre) ist sehr ehrgeizig. Es ist ihm wichtig, etwas zu bewegen, verwirklichen, verändern. Deshalb ist er auch in die Politik gegangen und führt seit mehreren Jahren erfolgreich seine Gemeinde mit 3.500 EinwohnerInnen. Peter ist ständig in Bewegung, er läuft den ganzen Tag von einer Aufgabe zur anderen und hat trotzdem immer wieder das Gefühl, die widerstrebenden Interessen nicht ausreichend zu berücksichtigen. „Die Aufgaben haben sich stark verändert, wir mussten uns jeden Tag an die neuen Gegebenheiten anpassen und unter hohem Zeitdruck flexibel auf die neuen Anforderungen, Schwierigkeiten und Herausforderungen und die gesetzlichen Vorgaben reagieren. Dabei bin ich auch gefordert, mutige Entscheidungen zu treffen (und innovative Lösungen zu finden).“

Sein hohes Engagement und seine Begeisterung werden von allen geschätzt. Er hat ein hohes Engagement für die BewohnerInnen seiner Gemeinde und investiert viel Zeit, für alle gute Umfeldbedingungen bieten zu können. Peter setzt sich intensiv für die BewohnerInnen ein und hat immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme.

„Für viele Situationen braucht es intensive Diskussionen um neue, kreative Lösungen zu finden oder diese umzusetzen, das wird zunehmend eine Herausforderung, auch für unsere Gemeinde“, meint Peter

Geht es Ihnen auch wie Peter?

Die letzten zwei Jahre waren auch für Peter stressig, auch wenn er das nicht gerne zugibt, sein Aktivierungsniveau ist dauerhaft deutlich erhöht, die täglichen Anforderungen zehren an seiner Kraft. Es ist eine Stressspur entstanden, welche sich nicht mehr von selbst abbaut. Meist ist auch nicht genug Zeit, sich von den Stressspuren zu erholen. Die Dauer, um körperliche und geistige Kraftquellen zu aktivieren wird immer länger. Sie kommen nicht mehr in gewohnter Weise an Ihre Kraftquellen heran oder ihre Energiequellen sind schneller verbraucht, als Sie dies sonst von sich kennen?

Negative Erlebnisse und aufgeheizte Stimmung können sehr belastend sein, gerade dann, wenn Sie selbst bereits unter einer dauerhaft hohen Stressbelastung stehen. Das jeweilige Erregungsniveau eines Menschen entscheidet darüber, wie sie Reize und Erlebnisse aus der Umgebung wahrnehmen, ist Ihr Erregungsniveau zu hoch, bringt Sie die kleinste Störung bereits aus dem Konzept. Sie erleben einen Tiger, statt einer Katze zu begegnen. Erhöhtes Aggressionspotential in Gesprächen ist eine Folge der hohen aktuellen Stressbelastung.

„Wenn ich aus einer emotionalen Besprechung oder aus schwierigen Diskussionen komme, die viel überschießende Energie oder ein emotional angespanntes Umfeld bringen, versuche ich gleich wieder meinen Energiehaushalt positiv aufzuladen“ sagt Corinna Häsele, Expertin für Stressmanagement im beruflichen Kontext.

Aktiv das Nervensystem beruhigen

Offensichtlich ist ein automatisches Zurückschwingen von Stress auf Entspannung nicht immer oder immer weniger möglich. Aktiv können wir aber steuernd eingreifen, auch wenn es sich bei unserem Erholungs- und Gesundheitssystem um einen Teil des autonomen Nervensystems handelt, das nicht von außen beeinflusst werden kann. Wir versuchen die Aktivität des Sympathikus (Mobilisierung bei Flucht, Kampf, Gefahr) zu drosseln und die parasympathische Aktivität zu steigern. Der ventrale Vagus als unser „Ruhe und Erholungsnerv“ verläuft vor allem im Gesicht und oberen Brustbereich, wir kennen ihn bereits von „Tarzan“.

Sie brauchen sich nicht mit Kraft auf die Brust zu schlagen, 30 Sekunden leichtes klopfen mit den Fingerspitzen reicht, um ein tiefes Durchatmen auszulösen.

Tipp für die Aktivierung unseres „Ruhe und Erholungsnervs“:

Stimulation über die Atmung: Beginnen Sie bewusst zu atmen und zählen während der Ein- und Ausatmung mit. Meist kann man bis 3 oder 4 zählen, bis das Einatmen abgeschlossen ist, beim Ausatmen zählt man dieselbe Anzahl und macht dann eine kurze Atempause. Atmen Sie dann wieder auf 3 oder 4 Züge ein, je nachdem was sich für Sie gut anfühlt und versuchen Sie, einen Schlag länger auszuatmen als Sie eingeatmet haben, in diesem Fall also zählen Sie bis 5. Wiederholen Sie diese Atmung 2-3 mal und steigern Sie dann das Ausatmen auf 6. Machen Sie dabei wieder 2 bis 3 Wiederholungen. Dann atmen Sie normal weiter.

Die Atmung lässt sich auch mit Bewegung kombinieren. Wenn Sie joggen oder spazieren, kombinieren Sie die Atmung. 2 bis 3 Schritte Einatmung und dann 3 bis 4 Schritte ausatmen!

Workshop beim Bürgermeisterinnentreffen in Pörtschach

Corinna Häsele hält im Rahmen des Bürgermeisterinnentreffens 2022 in Pörtschach einen Workshop zum Thema Stressmanagement. Darin erfahren die Teilnehmerinnen mehr über Selbstcoaching Tipps und Tricks, die Menschen in der unmittelbaren Stresssituation anwenden können, um sofort eine Stressreduktion zu erwirken.

-REDAKTION; C. HÄSELE

Zur Autorin

Corinna Häsele ist Psychologin und Unternehmerin mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Medien-, Event- und Veranstaltungsbusiness und beschäftigt sich aktuell mit Coaching, Organisations- und Führungsthemen.

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